Der Hurrikan sorgt an der US-Ostküste für Überschwemmungen und im Weissen Haus für einen Fauxpas.
US-Präsident Donald Trump als Meteorologe. (Bild: Evan Vucci/AP, Washington, 4. September 2019)
Der amerikanische Präsident hat sich am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erneut gegen den Vorwurf verteidigt, er habe im Zusammenhang mit dem Hurrikan Dorian falsche Informationen verbreitet.
Es sei hinlänglich bekannt gewesen, schrieb Donald Trump, dass der Bundesstaat Alabama sich anfänglich im Einzugsgebiet des Sturmes befunden habe, der im Karibik-Staat Bahamas für mindestens 20 Todesopfer verantwortlich ist. Dann jedoch habe «Dorian» seinen Kurs geändert; am Donnerstag zog der Sturm entlang der Küste von South Carolina am Atlantik.
Tags zuvor war Trump im Oval Office des Weissen Hauses gar so weit gegangen, eine offizielle Karte zu präsentieren, die seine Behauptung untermauern sollte. Auf der Karte hatte jemand – mit Hilfe eines schwarzen Filzstiftes – die Zone erweitert, die von «Dorian» betroffen sein könnte. Und plötzlich befand sich auch Alabama im Gefahrenbereich.
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Trump sagte zwar, er habe keine Ahnung, wer für diese kreative Wetterprognose verantwortlich sei, später berichtete der Nachrichtensender CNN aber, die manipulierte Karte sei das Resultat von Gedankenspielereien im Oval Office gewesen. Die Berater des Präsidenten hätten über mögliche Alternativszenarien spekuliert.
Diese Erklärung klingt allerdings nicht wirklich nachvollziehbar; denn bereits am Sonntag hatte der offizielle Wetterdienst verkündet, dass Alabama auf keinen Fall von «Dorian» betroffen sein werde.
Hunderttausende von Haushaltungen ohne Strom
Man mag diese Episode als Nebensächlichkeit abtun, angesichts der Schäden, die «Dorian» gerade in der Karibik verursachte. Oder man mag es so halten wie der demokratische Präsidentschaftskandidat Pete Buttigieg, der sagte, Trump tue ihm leid und er mache sich Sorgen um Amerika: «Wenn es unserer Präsidentschaft nicht gut geht, dann ist unser Land nicht in einem guten Zustand», sagte Buttigieg im Frühstücksfernsehen. Tatsache ist, dass der Präsident die Absage seines Besuches in Polen am vergangenen Wochenende damit begründete, dass er sich stündlich über den Verlauf des Sturmes informieren müsse; auch ist die Gefahr, die von «Dorian» ausgeht, noch lange nicht gebannt.
Die Meteorologen des National Hurricane Center sagten am Donnerstag, dass der Sturm, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 175 Kilometern pro Stunde (Kategorie 2), nach wie vor an Land treten könnte. Bereits waren Küstenregionen grossflächig überschwemmt, und Hundertausende von Haushaltungen waren ohne Strom. Die Behörden riefen die Bevölkerung in den Küstengebieten der beiden Staaten South Carolina und North Carolina deshalb zu grösster Vorsicht auf.
Der Notfalldienst im Verwaltungsbezirk Dare County in North Carolina, zu dem die Ferieninsel Outer Banks gehört, schrieb auf Twitter sinngemäss: »Verschwenden Sie keine Zeit mit Spekulationen über die Stärke des Hurrikans, letztlich spielen nur die Einschläge eines Hurrikans eine Rolle.» Und Dare County werde von «Dorian» getroffen werden. Die Sturmfluten würden gegen zwei Meter hoch sein, Wellen nicht eingerechnet.
Auf den Bahamas versuchten die Rettungskräfte sich derweil weiterhin ein Bild der Schäden zu machen, die «Dorian» angerichtet hatte. Im Nordwesten des Inselstaates gelegen, sei buchstäblich jedes Gebäude beschädigt, berichteten Augenzeugen. Offizielle Stellen sagten, dass gegen 70 000 Menschen humanitäre Hilfe benötigten.