In den letzten Beiträgen war oft die Rede von der vorzeitigen Inanspruchnahme der Altersrente, von den Abschlägen, die damit verbunden sind und von Möglichkeiten, wie man die Abschläge mit eigenen (freiwilligen) Beiträgen ein wenig ausgleichen kann.
Im Hintergrund stand dabei auch immer die Fragestellung, wann denn nun der geschickteste Zeitpunkt für den Rentenbeginn ist. Sollte man die vorgezogene Rente in Anspruch nehmen oder besser auf das Erreichen der Regelaltersgrenze warten?
Diese Frage haben wir schon einmal in einem früheren Beitrag („Früher oder später in Rente“) betrachtet, allerdings haben wir damals eine weitere Variante zunächst nicht berücksichtigt: Nämlich das Hinausschieben des Rentenbeginns auf einen späteren Zeitpunkt (also nach dem Erreichen der Regelaltersgrenze).
Im heutigen Beitrag möchte ich noch einmal alle drei Varianten untersuchen und dabei das Hinausschieben etwas näher betrachten.
Lese-Empfehlung
Grenzwerte für Steuern und Sozialversicherungen:
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Mit: Sozialversicherungen und Steuern
Den Rentenbeginn hinausschieben ?
Warum sollte man überhaupt auf die Idee kommen, die Rente hinauszuschieben?
Nun – ganz einfach: Wer seine Rente vorzeitig in Anspruch nimmt, muss Abschläge in Kauf nehmen. Wer seine Rente aber später
beantragt, bekommt dafür Zuschläge. Und die sind sogar höher als die Abschläge!
In Zahlen: Eine vorzeitige Rente wird mit Abschlägen von 0,3% pro Monat „bestraft“. Wer hingegen noch abwartet (über die Regelaltersgrenze hinaus), kann sich über einen Zuschlag von 0,5% pro Monat freuen. Das sind immerhin 6% pro Jahr und wer sich 5 Jahre Zeit lässt, kann seine Rente immerhin um 30% erhöhen. Das lohnt sich schon.
Lohnt es sich wirklich?
Ich habe dazu einmal die Summe aller Rentenzahlungen, die man so im Laufe der Jahre bekommt, für alle drei Varianten anhand eines Beispiels ausgerechnet und im folgenden Diagramm dargestellt.
Das Beispiel geht von einer Regel-Altersrente mit 67 Jahren und einer Rente von 1.600 Euro im Monat aus. Wird diese Rente schon mit 63 Jahren beansprucht, muss man mit Abschlägen von 48 Monaten*0,3% = 14,4% rechnen. Dann bleiben noch ca. 1.370 Euro pro Monat übrig. Was über die Jahre dabei zusammenkommt, zeigt die flachere, grüne Gerade.
Die „normale“ Rente mit 67 Jahren wird mit der blauen Geraden dargestellt. Und wie die Summen aussehen, wenn man noch vier Jahre wartet, zeigt dann die rote Gerade. Wer nämlich noch vier Jahre wartet, bekommt Zuschläge in Höhe von 48 Monate * 0,5% = 24%, oder 1.984 Euro pro Monat.
Wie man deutlich sieht, beginnen die Zahlungen zu unterschiedlichen Zeiten, nämlich mit 63, 67 bzw. 71 Jahren. Und die Geraden steigen unterschiedlich steil an. Das liegt daran, dass die Renten unterschiedlich hoch ausfallen.
Das Wichtigste an dieser Darstellung ist aber der Punkt, wo sich die Geraden treffen. Dort ist nämlich das Alter erreicht, bei dem sich die Wahl einer höheren Rente gelohnt hätte.
Abbildung: Rente – Früher oder Später ? – © P. Ranning
Für die mathematisch Interessierten sei noch erwähnt, dass der Punkt, an dem sich die Geraden schneiden, unabhängig von der Höhe der Rente ist. Es spielt also keine Rolle, ob man (wie im Beispiel angenommen) 1.600€/Monat bekommt, oder mehr oder weniger: Der Schnittpunkt liegt immer in etwa bei 87 Jahren.
Der Schnittpunkt verschiebt sich allerdings, wenn man nicht von den Varianten 63, 67, und 71 Jahren ausgeht, sondern mit anderen Altersgrenzen (und damit mit anderen Zu- und Abschlägen) rechnet. Die Tendenz bleibt aber immer dieselbe und die lautet: Man muss schon ziemlich alt werden, damit sich das Aufschieben der Rente lohnt.
Und – wie schon im ersten Beitrag über den günstigsten Rentenbeginn gesagt, muss auch hier wieder jeder für sich selbst beurteilen, welche Schlüsse er aus diesen Überlegung für sich
selber zieht.
Ich selber habe mich aufgrund dieser Überlegungen jedenfalls für den frühest möglichen Beginn entschieden.
Das hatte allerdings neben der oben betrachteten Gesamtsumme der insgesamt fliessenden Rentenzahlungen noch einen weiteren Grund: Ich bin einfach davon ausgegangen, dass ich die (frühen) Rentenzahlungen auch dazu benötige, um mein Kapital nicht zu sehr aufzubrauchen. Denn weniger Kapital bedeutet auch weniger Kapital-Einkünfte.
Mit einer „Annahme“ sollte es aber nicht getan sein. Besser man schaut sich solche Effekte einmal anhand eines Finanzplans an. Und genau das werde ich dann im nächsten Beitrag einmal untersuchen: Wie sich der Rentenbeginn im Finanzplan auswirkt.