Franziska giffey mehr geld für erzieher

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat eine deutlich besser Bezahlung von Erziehern gefordert. Diese sollte auf das Niveau von Grundschullehrern angehoben werden, schlug die SPD-Politikerin in der „Bild am Sonntag“ vor. „Kitas sind Bildungseinrichtungen“, sagte sie. „Und aus meiner Sicht verdienen Erzieherinnen und Erzieher, auch jene, die im Ganztagsbetrieb im Hort arbeiten, eine Bezahlung ähnlich wie Pädagogen, die etwa in der Grundschule arbeiten.“

Es gehe schließlich um Menschen, „die in der Bildung arbeiten und die Basis für die Zukunft unserer Kinder und damit für die Zukunft der Bundesrepublik legen“, so Giffey. Außerdem würde eine Ausbildungsvergütung für angehende Erzieherinnen und Erzieher dazu führen, dass sich mehr junge Menschen für diesen Beruf entscheiden, sagte sie. Auf die Frage, wer dies alles bezahlen solle, antwortete die SPD-Politikerin: „Da sind alle gefragt, Bund und Länder.“

Der Zeitung zufolge verdient ein Erzieher im Schnitt 2600 Euro brutto. In dieser Größenordnung liegen bei Grundschullehrern die Netto-Einstiegsgehälter. Deren Bezahlung ist allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Giffey sagte, Kinder müssten möglichst früh eine gute Förderung erhalten. Dafür seien mehr Kita-Plätze nötig. Außerdem müsse die Qualität der Kitas weiter verbessert werden. Dies gelte auch für die Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Die dafür vom Bund vorgesehenen zwei Milliarden Euro seien nur ein erster Schritt.

„Eins ist klar: Was wir heute nicht in unsere Kinder investieren, wird später viel, viel teurer“, so Giffey. „Im Moment verlieren wir noch viel zu viele Kinder.“ Die entscheidende Frage sei, wie man es schaffe, „dass möglichst alle Kinder - egal aus welchen Familienverhältnissen - in der Schule Erfolg haben, eine Ausbildung oder ein Studium beenden können“.

Giffey: AfD gefährdet Gleichberechtigung

Giffey ging in ihrem Interview auch auf die AfD ein. Sie sagte, durch die Rechtspopulisten sehe sie die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Deutschland durch die AfD für gefährdet. „Frauenrechte sind von vielen Seiten bedroht. Da muss ich mir nur die Fraktion der AfD im Bundestag angucken mit ihrem extrem geringen Frauenanteil. Es gibt die Gefahr, dass bereits erstrittene Rechte und Fortschritte ins Hintertreffen geraten. Dem müssen wir entgegenwirken“, sagte Giffey der Zeitung „Bild am Sonntag“.  Eine grundsätzliche Zunahme von Frauenfeindlichkeit durch den Zuzug von Flüchtlingen sieht Giffey so pauschal nicht: „Natürlich gibt es Menschen, die mit einem anderen Frauenbild in unser Land kommen. Denen muss man ganz klar sagen, dass das nicht geht.“

Sich selbst bezeichnet die Ministerin als Feministin. An vielen Stellen in Deutschland sei Gleichberechtigung keine gelebte Praxis: „Es fängt bei der Besetzung von Führungspositionen an und zieht sich durch bis zur Frage, ob eine Frau sich ihren Ehemann allein aussuchen darf. Es gibt für mich keinen Unterschied zwischen einer Zwangsheirat und einer arrangierten Ehe. Auch die Wahl zwischen drei Cousins ist keine freie Partnerwahl.“ Sie selbst habe auch schon Diskriminierung erlebt, weil sie eine junge Frau sei, so Giffey. „Mich haben die Leute immer gern unterschätzt nach dem Motto ,lass das mal, Mädelchen'. Aber davon darf man sich nicht beirren lassen.“ Giffey rät anderen Frauen: „Weitermachen. Nicht unterkriegen lassen. Frauen können alles.“

Reaktionen aus Brandenburg

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Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst.

© Quelle: dpa

Der Vorschlag von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), Erzieher sollten so viel verdienen wie Lehrer, findet in Brandenburg Unterstützung. Der Erzieher-Beruf sei wichtig, dies müsse sich „perspektivisch auch in einer höheren Bezahlung ausdrücken“, so Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Doch wo soll das Geld herkommen?

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Potsdam. Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) unterstützt den Vorstoß der neuen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), dass Erzieher künftig so viel verdienen sollten wie Lehrer. "Der Beruf der Erzieherin und des Erziehers ist sehr wichtig und verdient hohe Wertschätzung. Das muss sich perspektivisch auch in einer höheren Bezahlung ausdrücken", sagte Ernst der MAZ. Wie eine Finanzierung in Brandenburg aussehen könnte, ließ die Ministerin offen. Der erste Schritt sei der geplante Einstieg in die beitragsfreie Kita.

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Giffey: Bei Finanzierung seien alle gefragt

Die neue Bundesfamilienministerin Giffey hatte Bund und Länder aufgefordert, die Bezahlung von Erziehern auf das Niveau von Grundschullehrern anzuheben. Konkrete Aussagen, wo das Geld für die Anhebung des Lohnniveaus herkommen soll, machte die SPD-Politikerin nicht. Bei der Finanzierung seien „alle gefragt, Bund und Länder“, sagte die Familienministerin.

Kommunen fürchten steigende Kosten

Die Kommunen befürchten nun steigende Kosten. „Wir erwarten, dass der Grundsatz vollständig beachtet wird: „Wer die Musik bestellt, soll sie auch bezahlen“, sagt Jens Graf, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg. Aus seiner Sicht sei der Bund in der Sache nicht handlungsbefugt. Die Vergütungen würden vielmehr von den Tarifvertragsparteien ausgehandelt. Für die Kindertagesstätten der Städte und Gemeinden seien dies der Kommunale Arbeitgeberverband und die Gewerkschaften. „Die Bundespolitik sollte sich aus den Tarifverhandlungen heraushalten“, so Graf.

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Verdi begrüßt Giffeys Vorschlag

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Berlin-Brandenburg begrüßt hingegen den Vorschlag aus Berlin. „Wir finden, dass die Erzieherausbildung sehr hochwertig ist und fordern seit Langem, dass das Gehalt von Erziehern an das von Grundschullehrer angeglichen wird“, sagt der zuständige Gewerkschaftssekretär Dieter Korte.

Volkssolidarität: Es darf nicht allein ums Geld gehen

Ines Große, Vorstandsvorsitzende der Volkssolidarität Brandenburg, hält die Forderung nach einer besseren Bezahlung für richtig, damit sich wieder mehr junge Menschen für den Beruf entscheiden. Jedoch dürfe es in der Debatte nicht allein um die Geldfrage gehen. Als Träger von 16 Einrichtungen mit 2000 Kindern im Land setzt sich der Sozial- und Wohlfahrtsverband vor allem für bessere Rahmenbedingungen für die Erzieher ein. „Wir müssen mehr über Aufgaben und Anforderungen reden.“ So sei das Personal in den Brandenburger Kitas noch immer knapp. „Die Politik hat nicht rechtzeitig darauf reagiert, dass der Bedarf an Kita-Plätzen mit Hinblick auf steigende Geburtenzahlen wächst.“

CDU hält Angleichung für problematisch

In der Brandenburger Politik stößt der Vorschlag der Familienministerin auf Zurückhaltung und Zustimmung. „Erzieher leisten eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe, aber sie per se in der Besoldung gleichzustellen mit Lehrern, halte ich für problematisch“, sagt der CDU-Bildungsexperte Gordon Hoffmann. Wenn das Gehalt von Erziehern an das von Grundschullehrern angeglichen wird, werde nicht berücksichtigt, dass Lehrer ein „anspruchsvolles Hochschulstudium und Referendariat absolviert haben.“ Gleichwohl sei es wichtig, auf den akuten Fachkräftemangel mit besserer Bezahlung zu reagieren.

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Linke warnt vor Neiddebatte

Die bildungspolitische Sprecherin der Linken Kathrin Dannenberg hält die Forderung der Familienministerin für sinnvoll und warnt vor einer „Neiddebatte“ zwischen Lehrern und Erziehern. „Es muss um eine faire Bezahlung gehen.“

Reaktionen der MAZ-Leser

Der Vorschlag von Franziska Giffey hat auf der MAZ-Facebook-Seite für viele Kommentare gesorgt. Viele Leser fordern mehr Geld für Erzieher, aber auch für Lehrer. Hier eine Zusammenfassung der Reaktionen.

Von Diana Bade

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