Wie viele Chia Samen sind zu viel?

Chia-Samen werden als "Superfood" gefeiert. Mit ihrem Gehalt an Ballaststoffen, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren sollen sie die herkömmlichen Lebensmittel in den Schatten stellen.Die Samen sollen die Verdauung fördern und den Blutzucker regulieren. Auch sollen sie Gelenkschmerzen und Sodbrennen lindern. In Frauenmagazinen wird Chia als angebliches Geheimrezept für gesunde Haut und eine schlanke Figur angepriesen.

Werbeaussagen zu Chia, die die Linderung gesundheitlicher Probleme versprechen, sind in Verbindung mit Lebensmitteln nicht gestattet. Es gibt bisher keine von der EU genehmigten Health Claims für Chia-Produkte. Erlaubt ist nur, mit dem hohen Ballaststoff-Gehalt der Samen zu werben, da sie mit 34 Gramm Ballaststoffen pro 100 g Samen mehr als die geforderte Mindestmenge von 6 g Ballaststoffen pro 100 g enthalten. Die früher empfohlene maximale Tagesverzehrmenge von 15 Gramm (etwa 1,5 Esslöffel) liefert 17 Prozent der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen täglichen Ballaststoff-Zufuhr von 30 Gramm und ca. 70 kcal.

Bei Chiasamen wird oft auf den hohen Anteil an Omega-3 Fettsäuren hingewiesen. Allerdings stehen diese dem Körper nur dann zur Verfügung, wenn der Samen (wie auch bei Leinsamen) geschrotet oder sehr gut zerkaut wurde. Kapseln dagegen enthalten meist reines Chia-Öl. Dieses besteht zu 2/3 aus der Omega-3-Fettsäure α-Linolensäure (ALA). Die Tagesmenge für Öl ist auf zwei Gramm beschränkt.

Omega-3-Fettsäuren sind in kleinen Mengen gesund und lebensnotwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 0,5 Prozent der täglichen Kalorien durch Omega-3-Fettsäuren, wie ALA, aufzunehmen. Das entspricht bei 2400 Kilokalorien (kcal) etwa 1,3 g ALA, enthalten in einem Esslöffel Rapsöl. Eine zusätzliche Zufuhr in Form von Kapseln ist nicht notwendig, selbst dann nicht, wenn kein oder nur wenig Fisch gegessen wird.

Worauf sollte ich bei der Verwendung von Chia-Produkten achten?

  • Wer keine vorgequollenen Chia-Samen isst, muss unbedingt reichlich trinken. Sonst kann es zu einer gefährlichen Verstopfung kommen.
  • Gut kauen, sonst werden die Omega-3-Fettsäuren nicht "freigesetzt".
  • Wenn Sie Chia-Kapseln einnehmen möchten, bitte auf die Verzehrempfehlung des Herstellers achten. Die Tagesmenge ist vom Gesetzgeber auf 2 g Chia-Öl pro Tag beschränkt worden.
  • Es gibt Hinweise, dass einige Menschen allergisch auf Chia-Samen reagieren. Chia gehört zu den Lippenblütler-Pflanzen, wie auch Minze, Thymian, Rosmarin oder Salbei. Wer auf eine dieser Pflanzen oder auch auf Senf reagiert, sollte vorsichtig sein.
  • Es kann zu Wechselwirkungen mit blutverdünnenden Arzneien (Warfarin/ Coumadin®, Acetylsalicylsäure/ASS/Aspirin) kommen. Wer solche Medikamente einnimmt, sollte die Verwendung von Chia-Kapseln unbedingt im ärztlichen Beratungsgespräch oder in der Apotheke besprechen.

Was ist Chia?

Chia ist eine einjährige krautige Sommerpflanze aus der Familie der Lippenblütler. Ihr botanischer Name ist Salvia hispanica L. Die Samen der Pflanze, die ursprünglich aus Mexiko stammt und in vielen Ländern Lateinamerikas angepflanzt wird, können roh oder getrocknet verzehrt oder Getränken beigegeben werden. In den USA, Kanada und Australien werden sie seit einigen Jahren sowohl ganz, als auch gemahlen verwendet - etwa als Bestandteil von Brot und zur Herstellung von Öl. Durch die hohe Quellfähigkeit (bindet die 25-fache Menge an Wasser) dienen sie auch als Grundlage für veganen Pudding oder dickflüssige Smoothies und können als Ei- oder Fettersatz beim Backen verwendet werden.

Die Europäische Kommission hat erstmals im November 2009 maximal 5 % Chiasamen (gemahlen oder ganz) für Brot und Brötchen zugelassen. Inzwischen dürfen Chia-Samen auch als Zutat in Backwaren und Frühstückscerealien (bis zu 10 % ganzer Samen) und Fertiggerichten (bis 5 %) eingesetzt werden. Für Chia-Samen in  Süßwaren und Mischungen aus Nüssen, Früchten und Samen, Milchprodukten und deren pflanzlichen Varianten, Speiseeis, Obst- und Gemüseerzeugnissen sowie nichtalkoholischen Getränken und Puddingen gibt es keine Mengenbeschränkungen. Außerdem dürfen Chia-Samen als eigenständiges vorverpacktes Lebensmittel verkauft werden. Weitere Anträge bei der EU auf Zulassung als neuartiges Lebensmittel laufen. beispielsweise für den Einsatz in Schokolade oder Fruchtaufstrichen. Bis 2021 musste auf der Verpackung der Hinweis stehen, dass eine tägliche Aufnahme von 15 g Chiasamen nicht überschritten werden darf, das ist inzwischen aufgehoben.

Seit Dezember 2014 darf auch kalt gepresstes Chiaöl (Salvia hispanica) als neuartige Lebensmittelzutat in pflanzlichen Ölen und Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden. Auch dafür gibt es Mengenbeschränkungen: maximal 10 Prozent Chiaöl in pflanzlichen Ölen und höchstens 2 g Chia-Öl pro Tag in Nahrungsergänzungsmitteln und als reines Chia-Öl.

Welche Inhaltsstoffe sind in Chia-Samen bzw. -Öl enthalten?

Chia-Samen bestehen zu etwa 20 Prozent aus Proteinen, zu 30 Prozent aus Fett und bis zu 40 Prozent aus Kohlenhydraten. Eine übliche Tagesmenge von 15 g (mit 70 kcal) enthält gut 5 g Ballaststoffe und 2,7 g ALA. Chia-Öl muss mindestens 60 Prozent alpha-Linolensäure (ALA) und 15-20 Prozent Linolsäure enthalten.

Sind Chia-Samen mit Schadstoffen belastet?

Bisher wurden Chia-Samen grundsätzlich importiert. Zu den Anbaubedingungen von Chia-Samen gibt es beim Kauf in der Regel keine Informationen. Wirklich naturbelassen sind sie auf jeden Fall nicht. Die EFSA weist in ihrer Sicherheitsbewertung von 2005 auf zwei wichtige Punkte hin. Zum einen wird das Saatgut mit Pflanzenhormonen behandelt, um das Auskeimen zu synchronisieren. Zum anderen wird der Boden vor der Aussaat mit einem in Europa seit 2007 verbotenem Bodenherbizid (Trifluralin) von Unkraut befreit. Bei Chia-Samen aus ökologischem Anbau ist das aber verboten.

Zuletzt wurden im Europäischen Schnellwarnsystem RASFF mehrfach mit krebserregenden Schimmelpilzgiften (Aflatoxin) belastetete Chia-Samen gemeldet.

Im Mai 2021 ist vom Bundessortenamt eine erste deutsche Chia-Sorte zugelassen worden. Bis es nennenswerte Mengen aus Deutschland gibt dürfte aber noch einige Zeit vergehen.

Welche Alternativen zu Chia-Samen gibt es?

Wer weniger weit gereiste Lebensmittel bevorzugt, der kann z.B. auf Leinsamen zurückgreifen, die eine ähnliche Zusammensetzung der wichtigsten Nährwerte wie Chia-Samen besitzen. So liegen die Gehalte an Fett, ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen in etwa gleich auf, der Eiweißgehalt der Leinsamen ist sogar noch etwas höher. Und Leinsamen schonen den Geldbeutel: Chia-Samen können mehr als dreimal so teuer sein wie Leinsamen. Allerdings sollte die Leinsamenportion auf 20 Gramm pro Tag beschränkt werden wegen häufig erhöhter Cadmium-Gehalte. Wenn es nur um die Fettsäuren geht: 1 EL Rapsöl pro Tag.

 

Quellen:

Durchführungsverordnung (EU) 2017/2470, Version vom 29.08.2022

BfR (2006): Müssen Fischverzehrer ihre Ernährung durch Fischöl-Kapseln ergänzen. Information Nr. 034/2006

EFSA: Scientific opinion on the substantiation of health claims related to alpha-linolenic acid and maintenance of normal blood cholesterol concentrations and maintenance of normal blood pressure EFSA Journal 2009; 7(9):1252

Amtsblatt der europäischen Union: L294 11.11.2009

Amtsblatt der Europäischen Union: L21/23 22.1.2013

Amtsblatt der Europäischen Union: L 353/15 08.12.2014

Auge M (2015): Chiasamen in der Ernährungsberatung. Ernährung im Fokus 15 (01-02)

García Jiménez Set al. (2015): Allergen Characterization of Chia Seeds (Salvia hispanica), a New Allergenic Food. J Investig Allergol Clin Immunol 25(1): 55-82

EFSA (2005): Opinion of the scientific panel to the safety of Chia […] EFSA Journal (2005) 278, 1-12

Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Referenzwerte Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Stand: 2000 (abgerufen am 06.10.2022)

EFSA (2010): Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to docosahexaenoic acid (DHA) and maintenance of normal (fasting) blood concentrations of triglycerides (ID 533, 691, 3150), protection of blood lipids from oxidative damage (ID 630) [...] pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006. EFSA Journal 2010;8(10):1734 (abgerufen am 06.10.2022)

EFSA: Aflatoxine in Lebensmitteln. (abgerufen am 06.10.2022)

Fry J: Superfood: Erste deutsche Chia-Sorte geschützt. agrarheute vom 19.05.2021

 

Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.

Wie viele Chia Samen darf man essen?

Die Chia Samen dürfen nun laut der Europäischen Kommission in einer Tagesdosis von 15 g ca. 2 Esslöffel „gefahrlos“ konsumiert werden. Chia Samen weisen einen sehr hohen Omega-3-Fettsäuren-Anteil auf, das ist eine wichtige Info für Menschen die blutverdünnende Medikamente zu sich nehmen.

Welche Nebenwirkungen hat Chia Samen?

Chia Samen können unter anderem Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen verursachen. Reagierst du allergisch auf Lippenblütler, solltest du bei Chia Samen sehr vorsichtig sein. Andernfalls gibt es Alternativen wie Leinsamen mit ähnlich gesundheitlichen Effekten.

Kann man jeden Tag Chia Samen essen?

Deshalb wird empfohlen, nicht mehr als 15 Gramm Chiasamen täglich zu verzehren. Als Richtlinie: Ein gehäufter Esslöffel Chiasamen enstpricht ca. 10 Gramm. Aufgrund der enthaltenen Ballaststoffe kann Chia bei übermäßigem Konsum gesundheitliche Probleme auslösen.

Wann sollte man Chia Samen nicht essen?

Chiasamen können das bis zu 27-fache ihres eigenen Gewichts an Wasser aufnehmen. Wer also zu viele der Samen auf einmal und im naturbelassenen Zustand isst, der riskiert, dass sie im Körper zu einem regelrechten Klumpen aufquellen. Besonders gefährlich ist das für Menschen mit Dysphagie, also einer Schluckstörung.

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