Wer ist im Halbfinale eurovision 2022?

Das erste Halbfinale beim Eurovision Song Contest sorgt für einige Überraschungen. Der haushohe Favorit wird seiner Rolle gerecht – mit einem Lied, das in seiner Heimat längst zur Hymne geworden ist.

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Die gute Nachricht vorneweg: Kalush Orchestra ist im Finale. Alles andere wäre auch ein Unding gewesen, denn auch wer kein Fan von Hip-Hop und Breakdance ist, vermischt mit wunderschönen Volksmusikklängen, die drei Minuten der ukrainischen Band waren die emotional aufgeladensten und insofern auch schönsten am Dienstagabend im ersten Halbfinale in Turin.

Peter-Philipp Schmitt

Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

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Das Lied „Stefania“ hatte der Mann, der fast immer einen rosa Stricktopf über dem Kopf trägt, schon lange vor dem Krieg in seiner Heimat geschrieben. Für seine Mutter, wie Oleh Psiuk nicht müde wird zu erzählen. Sie lebt auch noch immer in Kalush im Westen der Ukraine. Das ihr gewidmete Lied ist längst zur Hymne in einem Land geworden, in dem Mütter um ihre Söhne, um ihre Kinder und Enkel und auch ihre Männer trauern müssen, die in einen Krieg ziehen, der ihnen aufgezwungen wurde.

Der ESC und der Krieg

Dass sechs Bandmitglieder von Kalush Orchestra in Turin sind, gleicht einem Wunder. Denn eigentlich hatten sie gar nicht den ukrainischen Vorentscheid gewonnen, sie rückten nach, weil die Erstplatzierte Alina Pash 2015 über Moskau auf die von Russland besetzte Krim gereist war, was illegal ist, und darum von einer Teilnahme absah. Dann brach der Krieg aus, einige Bandmitglieder zogen sogar an die Front. Einer kämpft aktuell noch immer in der Ukraine.

Da auch die anderen alle zwischen 21 und 35 Jahren sind, durften sie nur mit einer Sondergenehmigung aus dem Land und zum Eurovision Song Contest (ESC) nach Turin reisen – erst über Land nach Polen und dann mit dem Flugzeug nach Italien. Um dort ihr Land ganz offiziell zu vertreten, und das tun sie mit ganzem Herzen. Auch mit einem beherzten „Thank You for Supporting Ukraine“ am Ende ihres Auftritts.

Russland hingegen war einen Tag nach dem Überfall auf die Ukraine, am 25. Februar, vom ESC ausgeschlossen worden, da es den Wettbewerb und seine Werte, für die er steht, in Verruf bringt. Der engste Verbündete Moskaus, Belarus, war in diesem Jahr erst gar nicht eingeplant, denn die Europäische Rundfunkunion (EBU) hatte den Staatssender des Landes, BTRC, schon im Juni 2021 als Mitglied für drei Jahre aus der Union ausgeschlossen, weil der Sender spätestens seit der gefälschten Präsidentenwahl 2020, die Alexandr Lukaschenko an der Macht hielt, nicht mehr für Pressefreiheit eingetreten war und die Arbeit der eigenen Journalisten sogar unterdrückt hatte. So einen EBU-Ausschluss hatte es zuvor beim ESC noch gegen kein Mitglied gegeben.

Zehn Finalisten stehen fest

Wie so oft, wurde es am Dienstagabend schon im ersten Halbfinale nervenaufreibend, als die zehn Finalisten bekannt gegeben wurden. Die Ukrainer wurden als achte aufgerufen, was dem Zufall geschuldet war. Denn die Platzierungen der besten Zehn wird erst am frühen Sonntagmorgen veröffentlicht, damit die Rangfolge die Abstimmungen im Finale nicht beeinflussen kann.

Der Erste der 17 Halbfinalisten, der sich kurz nach 23 Uhr freuen durfte, war ausgerechnet der etwas tapsige Marius Bear, der voller Ekstase um sich schlug, dabei aber nur die kleine Schweizer Fahne auf dem Tisch vor ihm traf. Der Mann aus Appenzell hat eine tolle Reibeisenstimme, die an Joe Cocker erinnert, aber der 29 Jahre alte Schweizer verkauft sich sonst eher unvorteilhaft auf der Bühne. Oder er ist einfach sehr authentisch. Mit ihm im Finale hatten allerdings die wenigsten gerechnet. Aber so konnten er und sein Lied „Boys Do Cry“ einen Salvador-Sobral-Moment feiern.

Am Dienstag, 10. Mai traten die ersten Kandidatinnen und Kandidaten im Halbfinale des Eurovision Song Contest auf. Nur zehn konnten sich am Ende durchsetzen und sich über die Finalteilnahme freuen. Sie gesellen sich zu den „Big Five“ Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Die übrigen zehn Finalteilnehmer werden am Donnerstag, 12. Mai ermittelt.

Heute Abend fand das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest 2022 in Turin statt. 17 Länder gingen an den Start, um einen der 10 Finalplätze zu ergattern.

Und dies sind die zehn Qualifikanten (in der Reihenfolge, wie sie bekanntgegeben worden):

Schweiz: Marius Bear – „Boys Do Cry“

Armenien: Rosa Linn – „Snap“

Island: Systur – „Með Hækkandi Sól“

Litauen: Monika Liu – „Sentimentai“

Portugal: MARO – „Saudade, saudade“

Norwegen: Subwoolfer – „Give That Wolf a Banana“

Griechenland: Amanda Tenfjord – „Die Together“

Ukraine: Kalush Orchestra – „Stefania“

Moldau: Zdob şi Zdub & Advahov Brothers – „Trenulețul“

Niederlande: S10 – „De Diepte“

Diese zehn Länder können damit weiter auf den ganz großen Erfolg am Samstag hoffen. Damit müssen wir uns von diesen sieben Ländern aus dem Wettbewerb verabschieden:

  • Albanien: Ronela Hajati – „Sekret“
  • Lettland: Citi Zēni – „Eat Your Salad“
  • Slowenien: LPS – „Disko“
  • Bulgarien: Intelligent Music Project – „Intention“
  • Kroatien: Mia Dimšić – „Guilty Pleasure“
  • Dänemark: Reddi – „The Show“
  • Österreich: LUM!X feat. Pia Maria – „Halo“

In der anschließenden Pressekonferenz, die wir natürlich auch live auf dem Blog mitverfolgen, werden die zehn Finalisten ihre Starthälfte für das Finale ziehen. Der Pressekonferenz könnt ihr auch per YouTube-Livestream folgen:

Was sagt Ihr zum Ergebnis des ersten Semifinales? Habt Ihr mit den Finalisten gerechnet oder sind Überraschungen für Euch dabei? Was glaubt Ihr, wer das erste Halbfinale gewonnen hat und wer den Finaleinzug nur knapp verpasst haben dürfte? Schreibt uns Eure Meinung zum Ergebnis in die Kommentare!

Wer ist im ESC Halbfinale 2022?

Ausgeschieden im ersten Halbfinale.

Wer ist weiter bei Eurovision 2022?

ESC 2022: Alle Infos zum Finale.

Wer ist im Finale von ESC?

Mit dem Titel "Stefania" hat die ukrainische Band Kalush Orchestra das Finale des 66. Eurovision Song Contest 2022 gewonnen. Aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine kann das Land den ESC 2023 jedoch nicht ausrichten.

Wann ist Eurovision 2022 Halbfinale?

1. Halbfinale: Dienstag, 10.05.2022, 21 Uhr. 2. Halbfinale: Donnerstag, 12.05.2022, 21 Uhr.

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