3-Türer im Vergleich: VW Polo und Ford Fiesta VW Polo 1.2 TSI und Ford Fiesta 1.4
- Karosserie
- Fahrkomfort
- Motor und Getriebe
- Fahrdynamik
- Umwelt und Kosten
- Fazit
Mit neuem Turbo-Benzin-Direkteinspritzer und drei Türen tritt der VW Polo gegen den fahrdynamischen Ford Fiesta an. Wir fuhren mit den Autos auf Goethes Spuren in die Toskana
Bereits seit 33 Jahren konkurrieren VW Polo und Ford Fiesta, die zum deutschen Straßenbild gehören wie der Dom zu Köln, um die Vorherrschaft unter den deutschen Kleinwagen. Doch seit dem Jahr 1976 hat sich einiges geändert. Beide vollzogen den Wandel vom kargen Einstiegsmodell ihrer Marken zum vollwertigen Alltagsgefährt, das in puncto Sicherheit und Komfort kaum noch Wünsche offen lässt und mittlerweile weit mehr als die automobile Grundversorgung darstellt.
Besonders wenn die beiden Dauer- Duellanten mit gehobener Ausstattung und starken Benzinmotoren ausgerüstet sind, entsteht für die meisten Autofahrer kaum der Bedarf nach mehr. Zur Fortsetzung des Zweikampfes der Klassiker unter den Kleinwagen fordert der neue VW Polo, der dieser Tage als Dreitürer und mit modernem Downsizing- Aggregat unter der Haube zu den Händlern rollt, den gerade einmal ein Jahr alten Ford Fiesta mit bewährtem Benzin-Saugmotor heraus.
Karosserie
Der Verzicht auf die hinteren Türen bringt dem Käufer eine Ersparnis von 735 (Polo) beziehungsweise 750 Euro (Fiesta). Wer meist nur allein oder zu zweit unterwegs ist, investiert das Geld stattdessen besser in Sicherheitsdetails wie etwa die aufpreispfl ichtigen Kopfairbags rundum (Polo: vorn Serie).
Ein ESP haben beide Kleinwagen serienmäßig an Bord, was in dieser Klasse leider immer noch kein Standard ist. Während der Wolfsburger gegen Mehrpreis mit Tagfahrlicht und Reifenpannenanzeige ausgerüstet werden kann, führt der Kölner ein adaptives Bremslicht sowie einen Fahrer-Knie-Airbag ins Feld.
Den Wegfall der zusätzlichen Türen lässt der Polo leichter verschmerzen als der Fiesta. Dank der weiter nach vorn schiebbaren Vordersitze gelingt beim VW der Zugang zu den Fondsitzen etwas leichter. Ist diese bauformbedingte Hürde erst einmal genommen, fallen die Unterschiede beim Platzangebot eher gering aus, wobei der Fiesta aufgrund der stark ansteigenden Fensterlinie ein beengteres Raumgefühl aufkommen lässt.
Spielen Sie jetzt unser neues VW Golf Foto-Quiz:
» Welchen VW Golf halten Sie für den schönsten? Spielen Sie jetzt mit!
Beim Thema Variabilität kann sich der Polo ebenfalls besser in Szene setzen. Nur er bietet ein zusätzliches Ablagefach unter dem Kofferraum, eine asymmetrisch klappbare Sitzfl äche im Fond und dadurch auch einen ebenen Ladeboden.
Beim Ford fällt das Gepäckvolumen etwas größer aus (Fiesta: 295 bis 979 Liter; Polo: 280 bis 952 Liter), bei umgeklappten Rücklehnen erschweren jedoch eine störende Stufe sowie die ansteigende Ladefläche den Transport sperriger Gegenstände.
Mit seiner peniblen Verarbeitungsqualität sowie den hochwertigen Materialien, die so manchem Kompaktwagen gut zu Gesicht stünden, markiert der VW derzeit die Spitze im Kleinwagensegment. Auch der Ford gefällt mit routiniertem Finish und steifer Karosse, wirkt bei genauerer Betrachtung aber nicht ganz so wertig – unverkleidete Rücksitzlehnen und Plastik-Türöffner trüben den Eindruck.
Zudem bedarf die Bedienung bei ihm besonders wegen der überfrachteten Audio-Einheit einer längeren Einarbeit, ist ansonsten aber ähnlich problemlos wie beim intuitiv bedienbaren VW. Dieser gefällt darüber hinaus mit seinen weit skalierten Rundinstrumenten, die sich unter allen Lichtbedingungen bestens ablesen lassen.
Ärgerlich bei Regen: Das Wischerfeld des Fiesta fällt hinten und besonders vorn deutlich kleiner aus als beim Wolfsburger.
Raumangebot vorn | 100 | 62 | 63 |
Raumangebot hinten | 100 | 39 | 37 |
Übersichtlichkeit | 70 | 44 | 41 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 87 | 84 |
Kofferraumvolumen | 100 | 18 | 20 |
Variabilität | 100 | 40 | 25 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 30 | 22 |
Sicherheit | 150 | 69 | 64 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 143 | 137 |
Kapitelbewertung | 1000 | 532 | 493 |
Fahrkomfort
Während der Wolfsburger in der Highline-Variante mit Standard- Fahrwerk sowie -Bereifung zum Vergleich antrat, schickte Ford den Fiesta mit Sportfahrwerk und 16- Zoll-Rädern mit 45er Querschnitt ins Rennen. Das bleibt nicht ohne Folgen für den Komfort. Zwar sprechen die Federelemente des Kölners feinfühlig an, grobe Verwerfungen werden aber recht deutlich an die Insassen weitergegeben. Dass sich damit dennoch durchaus leben lässt liegt an der gelungenen Dämpfung sowie den geringen Karosseriebewegungen.
Würden Sie heute noch mal die Führerscheinprüfung bestehen?
» Testen Sie Ihr Wissen beim spannenden Fahrschul-Test der AUTO ZEITUNG
Der Polo hingegen ist weicher abgestimmt und schluckt die meisten Unebenheiten klaglos. Bei voller Beladung und starken Bodenwellen gerät der Aufbau infolge der schwächeren Dämpfung stärker in Bewegung, ohne dabei jedoch taumelig zu wirken. Auch beim Geräuschkomfort haben sich die VW-Ingenieure große Mühe gegeben: Was die Ohren vernehmen, bestätigt das Messgerät – er erweist sich besonders bei höheren Geschwindigkeiten als das leisere Auto.
Beide Fahrzeuge waren mit Sportsitzen ausgerüstet, die alles andere als Kleinwagenformat haben und die Vornsitzenden auch nach langen Strecken ermüdungsfrei aussteigen lassen. Das werden die Fondpassagiere nur zum Teil bestätigen können – besonders die Rückbank des Ford ist zu weich gepolstert und nicht genug konturiert.
Sitzkomfort vorn | 150 | 90 | 88 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 50 | 45 |
Ergonomie | 150 | 125 | 121 |
Innengeräusche | 50 | 41 | 33 |
Geräuscheindruck | 100 | 70 | 60 |
Klimatisierung | 50 | 34 | 22 |
Federung leer | 200 | 114 | 108 |
Federung beladen | 200 | 110 | 106 |
Kapitelbewertung | 1000 | 634 | 583 |
Motor und Getriebe
Erstmals kommt im Polo der neue TSI-Motor mit Abgasturbolader und Direkteinspritzung zum Einsatz. Das Downsizing-Aggregat schöpft aus geradezu kümmerlichen 1,2 Liter Hubraum 105 PS und ein stattliches Drehmoment von 175 Nm, das in einem weiten Bereich von 1550 bis 4100 Touren anliegt. Trotz der turbotypischen, leichten Ansprechverzögerung auf Gasbefehle ermöglicht dies eine schaltfaule und entspannte Fahrweise. Auch der 96-PS-Fiesta-Motor kann durchaus überzeugen.
Er hängt gut am Gas, dreht leichtfüßig hoch und läuft kultiviert. Bei den Fahrleistungen steht er jedoch auf verlorenem Posten. Beim Standardsprint auf 100 km/h verliert er bereits 2,5 Sekunden, bei der Elastizität von 80 bis 120 km/h im höchsten Gang beträgt die Differenz sogar vier Sekunden – obwohl der VW diese Disziplin einen Gang höher absolviert. Das Drehmoment des 1,4-Liter-Saugers fällt mit 128 Nm nicht nur niedriger aus, es liegt auch erst bei späten 4200 Touren an. Dieses Zugkraft-Handicap kann selbst die kurze Übersetzung der knackigen Fünfgangschaltung des Fiesta nicht kompensieren.
Das Sechsganggetriebe im Polo ist sehr lang übersetzt, senkt die Motordrehzahl – bei 150 km/h: Polo 3000 /min, Fiesta 4000 /min – eklatant und leistet damit seinen Beitrag zum geringen Testverbrauch von 6,6 pro100 km. Auch der Kölner erweist sich als erfreulich genügsam und benötigt nur 0,2 Liter mehr.
Beschleunigung | 150 | 110 | 91 |
Elastizität | 100 | 70 | 61 |
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 46 | 34 |
Getriebeabstufung | 100 | 90 | 87 |
Kraftentfaltung | 50 | 22 | 25 |
Laufkultur | 100 | 64 | 66 |
Verbrauch | 325 | 256 | 253 |
Reichweite | 25 | 12 | 10 |
Kapitelbewertung | 1000 | 670 | 627 |
Fahrdynamik
In diesem Kapitel fallen die Unterschiede gering aus. Während der Polo mit kalten Bremsen über einen Meter früher aus Tempo 100 zum Stehen kommt, bietet der Fiesta dank der rückmeldungs-freudigeren Lenkung und des Sportfahrwerks eine höhere Agilität. Trotz des schwächeren Motors bleibt die Stoppuhr auf dem Handlingkurs nur einen Wimpernschlag später stehen als beim VW. Beide Kontrahenten verhalten sich selbst bei extremen Fahrmanövern gutmütig, die ESPSysteme lassen den Fahrer an der langen Leine und greifen feinfühlig und gezielt ein.
Handling | 150 | 60 | 59 |
Slalom | 100 | 65 | 62 |
Lenkung | 100 | 63 | 65 |
Geradeauslauf | 50 | 35 | 36 |
Bremsdosierung | 30 | 19 | 22 |
Bremsweg kalt | 150 | 103 | 91 |
Bremsweg warm | 150 | 98 | 95 |
Traktion | 100 | 35 | 32 |
Fahrsicherheit | 150 | 120 | 120 |
Wendekreis | 20 | 19 | 17 |
Kapitelbewertung | 1000 | 617 | 599 |
Umwelt und Kosten
Beim Grundpreis trennen die Rivalen knapp 3000 Euro zugunsten des Ford. Viel Geld in einem so preissensiblen Segment. Allerdings verwöhnt der VW die Insassen mit einer serienmäßigen Klimaanlage. Unverständlich ist jedoch, dass es für beide Fahrzeuge weder Schiebedach noch Xenonlicht gibt – Ausstattungsdetails, die auch Kleinwagenfahrern nicht vorenthalten werden sollten.
VW hat angekündigt, beides ab kommendem Jahr optional anzubieten. Zwar verliert der Fiesta noch einige Punkte wegen der schlechteren Garantiebedingungen und der höheren Werkstattkosten, seinen einzigen Kapitelsieg lässt er sich aber nicht mehr nehmen.
Bewerteter Preis | 675 | 299 | 344 |
Wertverlust | 50 | 32 | 36 |
Ausstattung | 25 | 12 | 2 |
Multimedia | 50 | ||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 28 | 18 |
Werkstattkosten | 20 | 17 | 14 |
Steuer | 10 | 10 | 9 |
Versicherung | 40 | 37 | 35 |
Kraftstoff | 55 | 42 | 41 |
Emissionswerte | 25 | 87 | 83 |
Kapitelbewertung | 1000 | 564 | 582 |
Fazit
Gegen den neuen VW Polo ist derzeit kein Kraut gewachsen. Er gewinnt diesen Test souverän, weil er sich keine Schwächen leistet. Bei Fahrkomfort, Motor und Verarbeitung ist er der Kleinwagenklasse fast entwachsen. Allerdings auch beim Preis. Der Fiesta ist das agilere Auto und punktet mit knackigem Fahrwerk, attraktiver Preisgestaltung und seinem frischen Design. Und wer gegenüber VWs neuem Turbo-Benziner rund 3000 Euro einsparen möchte, ist mit dem Fiesta bestens bedient.
Gesamtbewertung
Summe | 5000 | 3017 | 2884 |
Platzierung | 1 | 2 |
- Vergleichstest
- Test
- Ford
- Ford Fiesta
- VW
- VW Polo