Warum ist es so kalt in Oimjakon?

Minus 37,8 Grad. Das ist extrem kalt, genauer gesagt war das die kälteste Temperatur, die jemals in Deutschland gemessen wurde. Was hierzulande ein Kälterekord war, ist für die Bewohner der Gemeinde Oimjakon im Osten Russlands sogar noch ein angenehmer Tag: Am kältesten Ort der Welt wurden offiziell nämlich schon Temperaturen von bis zu Minus 67,8 Grad Celsius gemessen. Inoffiziell sogar minus 71,2 Grad Celsius. Nirgendwo sonst auf der Erde leben Menschen unter solch unvorstellbaren Minusgraden. In diesem Beitrag erfahrt ihr daher, wie der Alltag für die Bewohner in Oimjakon aussieht und mit welchen Tricks sie den Extremtemperaturen trotzen. Deshalb legen wir direkt los, hier bei Wissenswert.

Bevor wir einen Blick in den Alltag der Bewohner werfen, starten wir erst einmal mit ein paar Fakten zu Oimjakon und seiner Geschichte. Oimjakon ist ein 1931 gegründetes Dorf im nordöstlichen Teil des asiatischen Russlands. Enstanden ist der Ort nur, weil die russische Regierung damals einen Militärflughafen in der Gegend für Zwischenlandungen benötigte. Die Bauarbeiter und Angestellten des Flughafens siedelten sich um den Flugplatz an, und so entstand Oimjakon. Oimjakon befindet sich wortwörtlich im Nirgendwo. Es liegt so abgelegen, dass man tatsächlich eine zweitägige Autofahrt von der Hauptstadt der Republik Jakutien auf sich nehmen muss, um überhaupt in das Dorf zu gelangen. Mit durchschnittlichen Wintertemperaturen zwischen minus 51 Grad Celsius und minus 41 Grad Celsius ist der Ort eigentlich auch kaum bewohnbar, doch die Menschen haben sich in den letzten 90 Jahren an viele Umstände angepasst. Wie die 462 Einwohner von Oimjakon so ihren Tag dort verbringen, zeigen wir euch jetzt.

Schon am frühen Morgen ist es in Oimjakon um die Winterszeit extrem kalt, was viele Morgenaktivitäten deutlich schwieriger macht. Es ist so kalt, dass der Speichel an den Lippen gefriert und wie kleine Nadeln in die Haut pikst. Auch die Wimpern frieren sofort ein. Brillenträger müssen hierbei besonders aufpassen, denn durch die niedrige Temperatur können Brillen einfach am Gesicht festfrieren. Schon nach wenigen Minuten im Freien kann man sich leicht Erfrierungen am Körper zuziehen. Um die Temperaturen aushalten zu können, besteht der erste Tagespunkt der Einwohner darin, sich richtig einzukleiden. Dafür tragen sie üblicherweise mehrere Schichten Kleidung mit Unterwäsche, einem dicken Pullover und schweren Fellmänteln um den Körper. Ihr Gesicht bedecken sie mit Mütze, Schal und einem dicken Tuch vor dem Mund sowie einer riesigen Pelzkapuze.

Anstatt dass die Bewhoner anschließend ihren morgendlichen Toilettengang bequem drinnen verrichten zu können, müssen die meisten Menschen ihr Haus hierzu tatsächlich schon vor dem Frühstück verlassen. Weil es bei dem ständig gefrorenen Boden nämlich nicht möglich ist, Abwasserrohre zu verlegen, müssen sie in den Garten auf ein Plumpsklo gehen. Ansonsten verlassen die Einwohner ihre Häuser auch nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Sie laufen dann zu dem Ort, an den sie müssen, und halten sich dabei ihre Handschuhe vor den Mund. Natürlich fahren die Einwohner von Oimjakon lieber mit dem Auto, als zu Fuß gehen zu müssen, aber auch hierbei müssen sie aufpassen: Die Motoren der Autos müssen draußen nämlich permanent laufen, weil sie sonst einfrieren würden. Zu Hause werden die PKWs deshalb auch in beheizten Garagen geparkt. Sogar kochendes Wasser gefriert noch in der Luft, wenn man es bei diesen Temperaturen ausschüttet:

Nach einem nahrhaften Frühstück, das aus schwarzem Tee, frittiertem Gebäck oder Fisch, Eiern und warmen Brei aus Brot besteht, gehen die Bewohner ihren täglichen Aktivitäten nach. Das Wasser für den Tee muss hierbei übrigens durch das Schmelzen von Eisblöcken aus dem Fluss gewonnen werden, weil es kein fließendes Wasser gibt. Für die Kinder im Dorf steht nadch dem Frühstück dann der Weg zur Schule an. Jeden Morgen checken ihre Mütter erst einmal das Thermometer – ab minus 54 Grad haben die Kinder nämlich kältefrei. Wenn es wärmer ist, holt ein Bus die etwa 50 Kinder des Dorfes ab und fährt sie zur Schule. Der einzige Busfahrer, Gregori, hat seinen Bus extra speziell präpariert und muss ihn jeden Tag prüfen, damit dieser zuverlässig fährt. Weil die Kinder aber natürlich erst noch zu Fuß zum Bus kommen und auf ihn warten müssen, werden sie von ihren Müttern warm eingepackt: Sie tragen vier Kleidungsschichten, darüber zwei Jacken und dazu noch einen Schal, zwei Paar Handschuhe und eine Pelzmütze, und trotzdem wird ihnen innerhalb von Minuten draußen kalt.

Um etwa halb 9 Uhr morgens geht die Schule dann los. Bevor der Unterricht losgeht, toben die Kinder im Schulgebäude herum, um sich erst einmal aufzuwärmen. Nach dem Unterricht, der sich nicht sonderlich von dem Unterricht unterscheidet, wie wir ihn kennen, geht es dann um etwa 14 Uhr wieder nach Hause für die Kinder, und sie drängen sofort in den warmen Bus. Während die Kinder tagsüber in der Schule sind, steht für die Erwachsenen harte Arbeit an. Die meisten Bewohner sind heutzutage vor allem beim mit Kohle betriebenen Wasserheizwerk tätig, arbeiten als Holzfäller, Jäger oder betreiben Viehzucht. Da es aber immer weniger klassische Arbeitgeber gibt und auch der Militärflughafen inzwischen geschlossen wurde, sind viele Menschen in Oimjakon anders als bei uns klassische Selbsterzeuger und haben keine Supermärkte oder ähnliches.

Auch wenn manche Einwohner noch klassische Jobs haben, beispielsweise als Lehrer oder Arzt und so drinnen im Warmen arbeiten können, müssen die meisten Einwohner Oimjakons raus in die Kälte, um ihrer Arbeit nachzugehen. Holzarbeiter und Jäger beuspielsweise müssen den gesamten Tag in der Kälte verbringen und haben immer wieder mit Problemen zu kämpfen. So gefrieren mehrmals am Tag ihre Werkzeuge ein, die dann extra in einem Zelt immer wieder aufgewärmt werden müssen. Das größte Problem der Arbeiter draußen ist allerdings, das der Tag im Winter extrem kurz ist. Es wird nämlich nur für 3 Stunden wirklich hell, und in den restlichen 21 Stunden des Tages ist die Sonne nicht am Himmel.

Diese lange Nacht, auch Polarnacht genacht, sorgt dafür, dass die Einwohner generell kaum rausgehen im Winter. Viele bleiben den ganzen Tag daheim und gucken viel Fernsehen oder hören Radio. Dies ist in dem abgelegenen Dorf nämlich auch die einzige Möglichkeit, mitzubekommen, was im Rest der Welt so passiert. Abends essen die Familien dann auch noch einmal gemeinsam. Gemüse kommt dabei übrigens äußerst selten auf den Tisch, weil aufgrund des Permafrostbodens nichts angebaut werden kann. Am liebsten essen die Bewohner kaltes Essen wie gefrorenen rohen Fisch, der kleingeraspelt wird, oder gefrorene rohe Pferdeleber. Weil dies aber Luxus für sie ist, wird im Alltag oft Suppe mit Fleisch gegessen. „Fleisch ist ein Muss, da es die einzige Energiequelle ist – gut für unsere Gesundheit“, sagt auch der Dorfeinwohner Bolot Bochkarev.

Nach dem Essen wird dann meist noch etwas Fernsehen geschaut, bevor die Einwohner schlafen gehen, um am nächsten Morgen ihren anstrengenden Kampf gegen die Kälte wieder aufzunehmen. Dass die extremen Temperaturen und die lange Dunkelheit kombiniert mit harter Arbeit und viel Wodka nicht gut für die Gesundheit sein können, beweist übrigens auch die Lebenserwartung in dem Ort. Die liegt nämlich im kältesten Dorf der Welt bei nur legidlich 55 Jahren. Wenn ein Mensch verstirbt, muss erst ein Feuer gemacht werden, um den gefrorenen Boden aufzutauen. Anschließend kann ein wenig gegraben werden, und zum weiteren Auftauen ist dann wieder ein Feuer notwendig – somit dauert es mehrere Tage, um in Oimjakon ein Loch graben zu können, das tief genug für eine Beerdigung ist. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte ist Oimjakon übrigens immer weiter geschrumpft, und von ehemals 2500 Einwohnern sind mittlerweile nur noch 462 übrig.

Das war auch schon ein Tag in der kältesten Gemeinde der Welt. Schreibt uns doch mal unten in die Kommentare, ob ihr euch vorstellen könntet, in Oimjakon zu leben. Ansonsten hinterlasst uns gerne eine Bewertung und schaut für weitere spannende Inhalte unbedingt auf unserer Startseite vorbei! Bis zum nächsten Mal, hier bei Wissenswert.

Bildquelle Titelbild: Instagram

Warum ist Oimjakon der kälteste Ort der Welt?

Der Grund dafür ist die nahegelegene Thermalquelle. Ursprünglich nutzten Rentierherden den Ort, um sich im warmen Frühling mit Wasser zu versorgen. Die kälteste je gemessene Temperatur in Oimjakon waren der Überlieferung zufolge eisige minus 71,2 Grad Celsius im Jahr 1924.

Wie kalt ist es im Winter in Oimjakon?

Oimjakon in Sibirien Es gilt als der kälteste bewohnte Ort der Erde, und es trennen ihn 2900 Kilometer vom Nordpol. Auf seinem absoluten Kältehöhepunkt wurden hier minus 67,8 Grad gemessen, die durchschnittliche Temperatur im Winter liegt bei minus 45 Grad.

Wo ist das kälteste Dorf der Welt?

Oimjakon, ein kleines Dorf im Osten Russlands, ist der kälteste dauerhaft bewohnte Ort der Welt. 1933 müssen die Einwohner ganz besonders gefroren haben – damals zeigte das Thermometer eine Tiefsttemperatur von −67,8 °C an.

Wo ist das kälteste Land der Welt?

Der kälteste bewohnte Ort der Welt, abgesehen von Forschungsstationen, liegt in der russischen Teilrepublik Jakutien. Hier befindet sich das Dorf Oimjakon, dessen Name übersetzt ungefähr „heiße Quelle“ bedeutet.

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