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Eine Kreuz- oder Mischimpfung (fachlich auch heterologe Impfung genannt) bedeutet, dass eine Person zwei verschiedene Impfstoffe bei der Erst- und bei der Zweitimpfung bekommen hat. In Deutschland haben zum Beispiel viele Menschen unter 60 Jahren nach ihrer Erstimpfung mit Vaxzevria® von AstraZeneca den Wirkstoff von BioNTech/Pfizer oder Moderna verabreicht bekommen.

Studienergebnisse zeigen, dass die Immunantwort nach einem sogenannten heterologem Impfschema (Erstimpfung mit Vaxzevria® von AstraZeneca / Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff) deutlich besser ist als die Immunantwort nach einer homologen Vaxzevria®-Impfserie (zwei Impfdosen mit Vaxzevria® von AstraZeneca). Seit dem 4. Februar 2021 läuft die COVID-19 Heterologous Prime Boost Study (Com-Cov), welche vom britischen National Institute for Health Research (NIHR) initiiert wurde. In der Studie wird die Wirksamkeit von Kreuzimpfungen untersucht. Die Immunantwort des heterologen Impfschemas (Vaxzevria® von AstraZeneca/ Comirnaty® von BioNTech/Pfizer) war gemessen an dem geometrischen Mittelwert der sogenannten SARS-CoV-2-Anti-Spike-IgG-Antikörper-Konzentrationen (GMC, Geometric Mean Concentration) bei einem Impfabstand von 28 Tagen deutlich stärker als bei einem homologen Impfschema mit Vaxzevria® von AstraZeneca. Diese Daten zeigen, dass die heterologe Impfung eine sehr gute Wirksamkeit hat, was die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) bestätigt.

Auch andere europäische Studienergebnisse sind in den letzten Monaten vermehrt zu dem Fazit gekommen, dass die erzielte Immunantwort nach heterologem Impfschema deutlich stärker und vermutlich aufgrund der deutlich höheren Antikörperkonzentrationen auch dauerhafter ist als die Immunantwort nach einer homologen.

Personen, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft werden bzw. wurden, gelten nicht mehr nach einer einzelnen Impfdosis als vollständig grundimmunisiert. Aufgrund der hochansteckenden Omikron-Variante und dem nur moderaten Schutz, den der Impfstoff nach einer Impfstoffdosis vor milden wie auch schweren Verläufen bietet, ist für die Grundimmunisierung eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nötig. Der Abstand zur ersten Impfung soll mindestens vier Wochen betragen. Eine dritte Dosis (Booster-Impfung) sollte im Abstand von mindestens 6 Monaten zur 2. Impfstoffdosis erfolgen – vorzugsweise mit den an die Omikronvariante angepassten Impfstoffen. Um als geboostert zu gelten, sind daher auch bei Impfungen mit Johnson & Johnson drei Impfstoffdosen notwendig.

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Wenn der Vektorimpfstoff Vaxzevria von Astra-Zeneca mit einem mRNA-Impfstoff wie Comirnaty von Biontech/Pfizer kombiniert wird, könnte der Immunschutz noch größer sein als beim vorgesehenen homologen Impfschema. / Foto: imago images/Beautiful Sports

Es ist wohl eines der größten Real-World-Experimente der Corona-Pandemie in Deutschland: Mitte März wurde die Verimpfung des Astra-Zeneca Impfstoffs Vaxzevria® an Unter-60-Jährige abrupt gestoppt. Der allseits bekannte Grund sind die sehr seltenen, aber gefährlichen Thrombosen in Kombination mit Blutplättchenmangel (TTS). Bis dahin waren rund 1,6 Millionen Erstimpfungen, aber noch keine Zweitimpfungen durchgeführt worden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät seit dem 1. April dazu, die Grundimmunisierung bei den Unter-60-Jährigen mit einem mRNA-Impfstoff, also den Präparaten von Biontech/Pfizer oder Moderna, abzuschließen – obwohl dazu anfangs keine und auch bis heute nur wenige Daten vorliegen. Große kontrollierte Studien laufen derzeit weltweit.

Eine gute Nachricht kommt dazu heute aus dem Saarland: Dort wurde die Stärke der Immunantwort zwei Wochen nach Abschluss einer vollständigen Immunisierung nach verschiedenen Impfschemata untersucht. Alle Teilnehmer, deren Blut nun auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 untersucht wurde, waren vom Betriebsarzt der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg geimpft worden. Eine Gruppe hatte die zweifache Astra-Zeneca-Impfung erhalten, eine zweite Gruppe zwei Dosen Comirnaty® von Biontech und Pfizer und eine dritte Gruppe erst eine Dosis Astra-Zeneca und dann eine Dosis Biontech/Pfizer. 

»Wir haben bei den geimpften Personen nicht nur untersucht, wie viele Antikörper sie gegen das Coronavirus gebildet haben, sondern wir haben auch die Wirkstärke der sogenannten neutralisierenden Antikörper bestimmt. Diese gibt uns Auskunft darüber, wie gut die Antikörper das Virus davon abhalten, in die Zellen einzudringen«, erklärt Dr. Martina Sester, Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie der Universität des Saarlandes. 

Die Analyse ergab, dass eine kombinierte Astra-Zeneca- plus Biontech/Pfizer-Impfung ebenso wie eine zweifache Biontech/Pfizer-Impfung eine wesentlich höhere Wirksamkeit zeigte als eine zweifache Astra-Zeneca-Impfung, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität. So konnten bei den beiden erstgenannten Varianten etwa zehnmal mehr neutralisierende Antikörper im Blut nachgewiesen werden. »Bei den neutralisierenden Antikörpern zeigte die kombinierte Impfstrategie sogar noch leicht bessere Ergebnisse als eine zweifache Biontech-Impfung«, berichtet die Studienleiterin.

Die sogenannte heterologe Impfung, bei der zwei verschiedene Impfstoffe verwendet wurde, führte auch zur stärksten Bildung von Killerzellen. »Hier zeigt sich recht markant, dass die zweifache Astra-Zeneca-Impfung die Immunabwehr weniger mobilisieren kann als die beiden anderen Varianten«, urteilt die Immunologin. Das bedeute jedoch nicht, dass viele der mit Vaxzevria geimpften Personen keinen ausreichenden Impfschutz aufweisen. Das zeigten die Zulassungsstudie und der Erfolg der Impfkampagnen in vielen Ländern, die auch dem Astra-Zeneca-Präparat eine hohe Schutzwirkung vor einer Covid-19-Erkrankung zeigen. »Mit einer zweiten Dosis kann jedoch nicht mehr das volle Potenzial ausgeschöpft werden, das eigentlich in diesem Impfstoff liegt«, meint Sester.

Zwar hätten die Forscherinnen und Forscher noch nicht alle Daten, zum Beispiel zu Geschlecht und Alter, vollständig auswerten können, jedoch seien sie überrascht von der Eindeutigkeit der Ergebnisse. »Dies ist auch der Grund, warum wir diese jetzt schon mit der Öffentlichkeit teilen wollen und nicht erst das wissenschaftliche Begutachtungsverfahren abgewartet haben«, erläutert Studienleiterin Sester. Es sollen auch noch Daten zu den Nebenwirkungen bei den verschiedenen Impfschemata folgen.

»Wir sind der Meinung, dass wenn noch weitere Forscherteams zu ähnlichen Ergebnissen kommen, man intensiv über eine Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoffen nachdenken sollte«, so die Immunologin. »Zudem wäre es wichtig für Menschen mit Vorerkrankungen, deren Immunabwehr zum Beispiel durch Medikamente geschwächt ist, zu überprüfen, ob diese nicht spätestens als dritte Impfung eine kombinierte Version bekommen sollten, um ein möglichste breite Immunreaktion des Körpers zu erzeugen.«

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