Wohin verschlägt es Asterix Obelix Miraculix und Idefix in ihrem neusten Abenteuer?

Geheimnisse der Druiden zum Album

„Warum der Greif?“

Jean-Yves Ferri verrät uns mehr darüber: „Für mich hat alles mit einer Skulptur der Tarasque angefangen: einem furchterregenden Wesen aus der keltischen Mythologie … Glaubten unsere Vorfahren wirklich, dass solche bizarren Monster existieren?
In der römischen Antike waren Entdecker rar gesät und die Terra war größtenteils incognita. Elefanten und Rhinozerosse, die ja ganz außergewöhnliche Tiere sind, hatte man dagegen in Rom schon gesehen. Warum also hätten die Römer nicht an die Existenz anderer, ebenso fantastisch anmutender Wesen glauben sollen? Zumal einige von ihnen (Medusa, Zentaur, Gorgone usw.) schon sehr viel früher und auf durchaus ernsthafte Weise von den alten Griechen beschrieben worden waren.
Blieb also nur noch aus dem mythologischen Bestiarium das Tier herauszusuchen, das im Mittelpunkt des Abenteuers stehen würde. Meine Wahl fiel auf den Greif: halb Adler, halb Löwe und die Ohren eines Pferdes – ein durch und durch rätselhaftes Geschöpf!
Zu den Römern würde das passen, das war klar. Aber was war mit den Galliern? Wie kommt es dazu, dass sich Asterix, Obelix und Idefix in Begleitung des ehrwürdigen Druiden Miraculix auf eine epische Reise voller Gefahren begeben, um dieses fantastische Wesen zu finden?
Das erfahrt Ihr im neuen Album. Ich werde Euch nicht alles verraten, ich bin ja nicht die Göttin Wikipedia …“

Klingt sehr geheimnisvoll … Was es mit all dem wohl auf sich hat?

Expedition ins Reich der Sarmaten

Der Westen Europas ist fest in römischer Hand. (Auch wenn ein gallisches Dorf dem Eindringling noch immer Widerstand leistet!) Im Osten dagegen befindet sich das Barbaricum: Ein ausgedehntes Gebiet, wild und unerforscht, das zahlreiche Völker mit seltsamen Namen ihr Zuhause nennen. (So sehen es zumindest die Römer!) Darunter auch: DIE SARMATEN!

Die Sarmaten waren ein Nomadenvolk, das vom 7. Jh. v. Chr. bis zum 6. Jh. n. Chr. nördlich des Schwarzen Meeres lebte. Sie verdrängten die Skythen in der Ukraine, besiedelten die ungarische Tiefebene und beherrschten sämtliche Steppen zwischen Ural und Donau. Damit sind sie die Vorfahren der Slawen.

„Ich wollte die Handlung in einem Gebiet sehr weit weg ansiedeln, eine Art fiktives ,Sarmatenreich‘. Daher entschied ich mich für die Region zwischen Russland, der Mongolei und Kasachstan. In dieser Gegend am Rande Osteuropas wurden Spuren von Gräbern nomadischer Krieger entdeckt. Und ein gewisser Aristeas von Proconnes – ein griechischer Dichter, der um 600 v. Chr. lebte – berichtet über seltsame Begegnungen, die er auf seinen Reisen durch dieses Gebiet machte. Das brachte mich auf die Idee, den Faden wieder aufzunehmen und mein kleines sarmatisches Volk mitsamt seinen Jurten und Schamanen ebenfalls dort anzusiedeln.“

War das wirklich nötig? Ein neuer Asterix-Band liegt in den Regalen. Besser würden wir ihn allerdings in die Wüste schicken – so wie es Armin Laschet, dem Gallier der Politik, bereits passiert ist.

Wir befinden uns im Jahr 2021 nach Christus. Ganz Deutschland erwartet das Erscheinen des neuen Asterix-Bandes. Ganz Deutschland? Nein! Denn es ist bereits das 39. Abenteuer des kleinen Galliers und seines Freundes Obelix.

39 Bände! Wo mussten Asterix und Obelix nicht bereits einschreiten, um römische Legionäre und andere Unholde zu verdreschen ... Im Schatten der Pyramiden etwa bewahrten sie einst die legendäre Herrscherin Kleopatra mit ihrem hübschen Näschen vor einer Schmach, bei den Briten und Belgiern, den Korsen und Spaniern setzte es weiter reichlich Hiebe. Vom heimischen Gallien ganz zu schweigen.

Kinderparadies der Antike

Geographisch wird es allerdings langsam eng, deswegen spielt der gerade erschienene neue Band mit dem Titel "Asterix und der Greif" auf bislang unbekanntem Terrain: dem imaginären Barbaricum. Genauer gesagt den Weiten im Osten Europas, wo einst das Reitervolk der Sarmaten lebte.

Immer noch besser als der Band "Obelix auf Kreuzfahrt" von 1996, in dem es Asterix nach Atlantis verschlägt, werden eingefleischte Fans nun denken. Atlantis mutierte zu einer Art antikem Ikea-Kinderparadies. Es brauchte schon einen ordentlichen Schluck Zaubertrank, um das aushalten zu können.

Nun ist also der Osten an der Reihe, wo Schnee und Kälte den Galliern zu schaffen machen. Man fragt sich, wann den Galliern die Erde zu klein sein wird – und sie in den Weltraum aufbrechen. Halt, Besuch aus dem All kam bereits vor. Im Band "Gallien in Gefahr" von 2005 bekommen es Asterix und Obelix mit Außerirdischen zu tun. Außerirdische im Gallien der Antike? Die Geschichte war unterirdisch schlecht, außerirdisch geradezu.

Und genau darin liegt das Problem: Verkauft und gelesen werden Asterix und Obelix immer. Egal, auf welchen antiken Irrwegen sich Altmeister Albert Uderzo auch verstolperte. 1959 hatte er als Zeichner zusammen mit seinem kongenialen Partner und Texter René Goscinny die Welt des kleinen Galliers Asterix ersonnen.

Tod des großen Comic-Texters

Großartige Zeichnungen, noch großartigere Texte, beides gespickt mit viel Humor und zahlreichen Anspielungen auf nationale Klischees, etwa von Franzosen und Deutschen, Spaniern und Korsen. Die Lektüre von Asterix war Amüsement, Geschichtsstunde und Völkerverständigung in einem. Zugleich leistete Frankreich mit Asterix und Obelix dem amerikanischen Comic-Imperium von Walt Disney mindestens ebenso viel Gegenwehr, wie es das kleine gallische Dorf mit den Legionen Cäsars tat.

Doch 1977 folgte der Schock. Goscinny starb, viel zu früh, von großer Trauer begleitet. Uderzo machte allein weiter. Waren es die Fans, die neue Abenteuer forderten? War es das Geld?

Egal. Fest steht: Es war nicht Uderzos beste Idee, nun auch die Texte zu übernehmen. Nach "Asterix bei den Belgiern" von 1979 begann der allmähliche Niedergang. Da erging es den Galliern wie einst ihren Erzfeinden, den Römern. So wie Asterix seinen Federschmuck am Helm bei eher trüberen Gemütslagen runterhängen lässt, machten viele Fans immer längere Gesichter, je schlechter die Geschichten wurden.

Uderzo ließ sich davon nicht beirren, erst als er selbst ein Methusalix wurde, gab er seine Schöpfung ab. Jean-Yves Ferri als Texter und Didier Conrad als Zeichner wurden 2005 auf den Schild des Häuptlings gehoben. Und haben es tatsächlich geschafft, nicht wie Majestix herunter zu stürzen. Auch ihr neuestes Werk "Asterix und der Greif" ist durchaus lesenswert, schöne Zeichnungen und gute Texte ergänzen einander. Ernüchternd nur, dass sie nicht die Genialität des Duos Goscinny und Uderzo erreichen.

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