Wer ist klaus störtebeker

Geschichte Piraten

Klaus Störtebeker war ein Danziger Kaufmann

Er gilt als eine Art „Robin Hood der Meere“ und soll 1401 in Hamburg hingerichtet worden sein. Legende, sagen Historiker. Der historische Störtebeker war wohl ein knallharter Geschäftsmann.

Veröffentlicht am 25.01.2021 | Lesedauer: 4 Minuten

Im Jahr 1878 wurde auf dem Grasbrook bei Hamburg ein Schädel gefunden, der schnell mit Störtebeker identifiziert wurde. In jüngerer Zeit wurde danach der Kopf rekonstruiert. Wahrsc...heinlich gehörte er nur einem namenlosen Verbrecher

Quelle: picture alliance/ dpa

Mit dem Namen Klaus Störbebeker verbindet sich eine beachtliche Leistung. Nachdem sein Piratenschiff im April 1401 von einem hamburgischen Geschwader bei Helgoland aufgespürt worden war, wurde er zusammen mit 72 Genossen am 21. Oktober hingerichtet, indem man ihm den Kopf abschlug. Als Gnadenakt war dem Anführer der sogenannten Vitalienbrüder zugesichert worden, dass die Männer, an denen er ohne Kopf noch vorbeigehen könne, freigelassen würden. Elf von ihnen wurde dieses Glück zuteil, heißt es, dann stolperte Stortebeker über den Richtblock. Dennoch ließ der Magistrat auch die elf hinrichten.

Die Geschichte ist immer noch so populär, dass ein menschlicher Schädel, der im 19. Jahrhundert auf dem Grasbrook, der Hinrichtungsstätte Hamburgs, umgehend Störtebeker zugeschrieben wurde. 2009 wurde er aus dem Museum für Hamburgische Geschichte gestohlen und konnte erst 2011 von der Polizei sichergestellt und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zurückgeführt werden.

Klaus Störtebeker war sicherlich ein „A-Promi des Mittelalters“, konstatiert auch der Greifswalder Historiker Christian Peplow. Kaum einem anderen Seefahrer werde eine derartige mediale Aufmerksamkeit zuteil wie dem sagenumwobenen Freibeuter des späten 14. Jahrhunderts. Auf Grundlage eigener Forschungen hegt Peplow indes Zweifel daran, wie viel von der berühmten Sage mit historischen Fakten wirklich übereinstimmt.

„Die Volkssage ist der typische Versuch, sich an Mythen entlangzuhangeln, das gibt Festigkeit“, sagt Peplow, dessen Arbeitsgebiet die mittelalterliche Seefahrt ist. „Bürger gegen Obrigkeit“, das Auflehnen gegen eine gesellschaftliche Ordnung – das gefalle den Menschen, „weil es unsere eigenen Bilder bestätigt“. Dabei gibt es über das Leben des bekanntesten Seeräubers kaum belastbare Quellen.

Die Hinrichtung der Vitalienbrüder – auf einem Flugblatt von 1701

Quelle: Staatsarchiv HH, Signatur: 720-1_241-07 = 1402.11

Vermutlich hat gerade das dazu geführt, dass Störtebekers Leben in Erzählungen und Legenden reich ausgeschmückt wurde. Er soll 1360 geboren und 1401 in Hamburg geköpft worden sein. Ähnlich wie das Gefolge Robin Hoods knüpften Störtebekers „Likedeeler“ (Gleichteiler) das Geld nur reichen Kaufleuten ab.

Die Vermarktung seines Mythos begann bereits Ende des 17. Jahrhunderts mit einem Kupferstich, der Störtebeker mit Vollbart und Barrett zeigt. Tatsächlich war dies aber das Porträt eines gewissen Kunz von der Rosen, der Kaiser Maximilian I. als Berater und Hofnarr diente.

Noch mehr tragen touristische Projekte dazu bei, die Volkssage zu verfestigen. Die ostfriesischen Gemeinden Marienhafe, Großheide und Hage haben sich zum Tourismusverband Störtebekerland zusammengeschlossen. Vor dem Rathaus der Stadt Verden wird alljährlich mit vier Fässern Hering und 530 Broten die Störtebeker-Spende inszeniert. Und auf der Ostseeinsel Rügen haben die Störtebeker-Festspiele nach Angaben der Veranstalter seit 1993 über 6,5 Millionen Besucher gezählt.

„Wir wissen nicht einmal, ob die zeitgenössischen Gerichtsakten und Archivdokumente sich überhaupt auf einen Mann namens Klaus Störtebeker beziehen“, sagt Peplow. Neuere Forschungen legten vielmehr nahe, dass die Quellen in Wirklichkeit einen Mann namens Johann Stortebeker meinen, der das Danziger Stadtrecht angenommen hatte und dort unter anderem als Kaufmann und Kapitän tätig war.

Orte, die mit der Störtebeker-Sage verbunden sind

Quelle: picture-alliance/ dpa-Grafik

Der Name Johann Stortebeker findet im Gegensatz zu einem Klaus Störtebeker in historischen Quellen mehrfach Erwähnung, erstmals in deutschen Gerichtsakten im April 1405. Demzufolge wurde ein Kaufmann Johann Stortebeker zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er eine Handelssperre preußischer Städte gegen England missachtet haben soll. Im Hinblick auf die Quellenlage spreche einiges dafür, die Geschichten und Berichte um den Piraten Klaus Störtebeker dem Danziger Kapitän Johann Stortebeker zuzuschreiben, sagt Peplow.

Auch der in Frankfurt am Main lehrende Historiker Gregor Rohmann zieht die Berichte über Störtebeker in Zweifel. In einem Aufsatz von 2007 verwies er ebenfalls auf die Parallelen, die den Piraten Störtebeker mit dem Danziger Handelsherrn verbinden. Einige Kaufleute erhielten damals mit „Kaperbriefen“ auch die Erlaubnis zum Überfall auf Schiffe und dem späteren Verkauf der dort erbeuteten Waren. Überhaupt war die Trennlinie zwischen Händlern und Seeräubern noch keineswegs so klar wie heutzutage.

Belegt ist, dass sich 1394 Henry of Bolingbroke, der spätere König Heinrich IV. von England, über geraubte Schiffe und Waren erregte und mehrfach Stortebeker oder Störtebeker als Übeltäter anklagte. Er könnte durchaus zu jenen Kaufleuten in der Ostsee gehört haben, die während des Krieges zwischen Dänemark und Schweden von einer Partei mit einem Kaperbrief ausgestattet worden waren oder auf andere Weise sich an den Kämpfen beteiligten. Mutige Kauffahrer sollen damals das eingeschlossene Stockholm mit Nahrung versorgt haben.

Sollten sich die Ergebnisse dieser Forschungen bestätigen, dann ist Störtebeker nicht 1401 auf dem Hamburger Grasbrook hingerichtet worden. Außerdem wäre „Nicolao Störtebeker“ aus dem Wismarer „Verfestungsbuch“, das Aufzeichnungen über die von einem Gericht ausgesprochenen Ächtungen enthält, nicht mit dem Piratenkapitän Störtebeker identisch. Auch die Zuschreibung eines berühmten Schädels aus dem Museum für Hamburgische Geschichte wird damit hinfällig – er gehörte wohl einem namenlosen Hingerichteten des Mittelalters.

Dieser Artikel wurde erstmals 2014 veröffentlicht.

Was ist mit Klaus Störtebeker passiert?

Klaus Störtebeker wurde am 21. Oktober 1401 mit 72 Gefährten, unter ihnen seinem Steuermann Humbert Grobherz, auf dem Grasbrook vor Hamburgs Hafeneinfahrt vom Scharfrichter Rosenfeld aus Buxtehude enthauptet.

Warum ist Störtebeker so bekannt?

Wegen seiner Kraft und Kühnheit wird Störtebeker bald neben Godeke Michels zum Anführer der Piraten. Er ist einer der meistgefürchteten Seeräuber in der Nordsee und Ostsee. Die Likedeeler verstecken sich im Hafen von Ralswiek und in den Höhlen und Schluchten der Stubnitzer Kreidefelsen auf Jasmund.

Wie viele Menschen hat Störtebeker getötet?

Nach Angaben des Hamburger Museums ist es jedoch wahrscheinlich, dass es sich bei dem Schädel des zwischen 1390 und 1450 Hingerichteten um den eines der Hauptmänner der Vitalienbrüder handelt, zu denen auch Störtebeker gehörte.

Was war Störtebeker für eine Person?

Er gilt als eine Art „Robin Hood der Meere“ und soll 1401 in Hamburg hingerichtet worden sein. Legende, sagen Historiker. Der historische Störtebeker war wohl ein knallharter Geschäftsmann.

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