Was wählt man mit der 2 Stimme?

Stand: 28.03.2022 11:00 Uhr

Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein darf jeder Wahlberechtigte zwei Kreuze auf dem Wahlzettel machen. Mit Erst- und Zweitstimme entscheiden die Schleswig-Holsteiner über die Zusammensetzung des Kieler Landtags.

Mit der Erststimme auf der linken Seite (schwarze Schrift) wählt man den Kandidaten aus einem der 35 Wahlkreise in den Landtag. Wer die meisten Stimmen holt, zieht direkt ins Parlament ein.

Mit der Zweitstimme auf der rechten Seite des Stimmzettels (blauer Druck) entscheiden sich die Wähler für eine Partei. Damit bestimmen sie, wie stark die politischen Gruppierungen im Landtag vertreten sind. Der Anteil an Zweitstimmen entscheidet also darüber, wie viele Sitze die Parteien insgesamt erhalten.

Gewinnt eine Partei über die Erststimmen mehr Direktmandate als ihr nach dem Zweitstimmenanteil zustehen, erhält sie sogenannte Überhangmandate. Die übrigen Parteien bekommen jedoch dann Sitze zum Ausgleich, damit die Zusammensetzung des Landtags dem Verhältnis der Zweitstimmen entspricht. Dadurch kann sich der Landtag über die 73 Sitze hinaus vergrößern.

VIDEO: Fragen und Antworten zur Landtagswahl 2022 in SH (2 Min)

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 28.03.2022 | 12:00 Uhr

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Landtagswahl Schleswig-Holstein

Wenn am Sonntag, 26. September 2021, die 60,4 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland aufgerufen sind, den Bundestag neu zu wählen, können sie auf dem Stimmzettel zwei Kreuze machen. Bereits seit 1953 wird hierzulande nach einem Mischsystem aus Mehrheits- und Verhältniswahlrecht gewählt, dem sogenannten personalisierten Verhältniswahlrecht. Seitdem haben die Bürger bei Bundestagswahlen – und auch bei vielen Landtagswahlen – zwei Stimmen zu vergeben: Die Erststimme und die Zweitstimme. Wen aber wählt man mit der Zweitstimme? Und worin besteht der Unterschied zur Erststimme?

Wahl der Landesliste

Die Zweitstimme ist, anders als ihr Namen vermuten lassen könnte, die wichtigere von beiden Stimmen: Denn sie entscheidet über die Mehrheitsverhältnisse im Deutschen Bundestag – also darüber, wie viele seiner insgesamt 598 Sitze der jeweiligen Partei zustehen.

Im Gegensatz zur Erststimme, mit der ein einzelner Kandidat direkt gewählt wird, entscheiden sich die Wähler mit ihrer Zweitstimme nicht für eine Person, sondern für die Landesliste einer Partei. Auf dieser Liste stehen Kandidaten, die eine Partei für das jeweilige Bundesland in den Bundestag schicken will.

Abstimmung über Reihenfolge der Kandidaten

Wer für eine Partei auf einer Landesliste kandidieren will, muss sich wählen lassen. Die Entscheidung fällt entweder die Mitglieder- oder die Delegiertenversammlung des jeweiligen Landesverbands. Auch die Reihenfolge der Kandidaten auf der Landesliste wird in geheimer Abstimmung festgelegt. Und diese ist wichtig: Denn je höher der Listenplatz eines Kandidaten, desto besser sind auch seine Chancen, tatsächlich in den Bundestag einzuziehen.

Die Zweitstimme entscheidet, wie eingangs erwähnt, über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag – sie bestimmt also wie er sich zusammensetzt und wie stark die einzelnen Fraktionen vertreten sind. Gewinnt eine Partei zum Beispiel 35 Prozent aller Zweitstimmen, stehen ihr im Prinzip mindestens 35 Prozent der Sitze im Plenum zu. Allerdings zählen die Zweitstimmen einer Partei nur, wenn sie mindestens fünf Prozent aller Zweitstimmen oder aber drei Wahlkreise direkt über die Erstimmen gewonnen hat. Ist dies nicht der Fall, sind die Zweitstimmen ungültig.

Reihenfolge der Sitzverteilung

Die Sitzverteilung erfolgt schließlich nach folgendem Grundsatz: Zuerst werden die Plätze an die Gewinner der Direktmandate in den Wahlkreisen vergeben. Danach folgen die Kandidaten der Landeslisten. Allerdings kann es auch vorkommen, dass gar kein Kandidat über die Landeslisten ins Parlament kommt: Das ist der Fall, wenn eine Partei schon per Erststimme so viele Wahlkreise – und damit Sitze – gewonnen hat, wie ihr aufgrund des Anteils der Zweistimmen zustehen.

Nach der Bundestagswahl verlieren die Landeslisten nicht ihre Bedeutung: Sie werden wieder relevant, wenn ein Abgeordneter vorzeitig aus dem Parlament ausscheidet – etwa, weil er sein Mandat niederlegt oder stirbt. In diesem Fall werden die Landeslisten zu „Reservelisten“: Für den ausgeschiedenen Abgeordneten rückt der nächste noch nicht berücksichtigte Kandidat der entsprechenden Partei nach. Das ist in der Regel der, der dann ganz oben auf der Liste steht. (sas/18.08.2021)

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Erstellt: 26.09.2021, 11:37 Uhr

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Stimmzettel zur Bundestagswahl 2017 © Rüdiger Rebmann / IMAGO

Bei der Bundestagswahl ist der Stimmzettel unter Umständen sehr lang. Denn er ist in Erst- und Zweitstimme aufgeteilt und listet alle Kandidaten des Wahlkreises sowie alle im Bundesland teilnehmenden Parteien auf. Das hat gute Gründe.

Berlin – Bei der Bundestagswahl hat jeder Bürger zwei Wählerstimmen. Er kann die Erststimme und die Zweitstimme abgeben. Nicht jeder Wähler kennt den Unterschied zwischen den Stimmen und deren Gewichtung nach der Auszählung. (Wahldaten, Liveticker, Hintergrundberichterstattung - alle Infos rund um die Bundestagswahl 2021 bekommen Sie in unserem Politik-Newsletter.)

Wählerstimmen bei der Bundestagswahl: Was wählt man mit der Erststimme?

Die gesamte Bundesrepublik Deutschland ist in 299 Wahlkreise aufgeteilt. Dabei erfolgt die Aufteilung so, dass jeder Wahlkreis möglichst ähnlich viele deutsche und damit wahlberechtigte Einwohner hat. Laut Bundeswahlgesetz soll die Abweichung nach oben und unten nicht mehr als 15 Prozent betragen. Ist sie größer als 25 Prozent, müssen die Wahlkreise neu eingeteilt werden. Das ist wichtig für die Erststimme.

Mit diesen Wählerstimmen entscheiden die Bürger bei der Bundestagswahl darüber, welcher Kandidat direkt aus ihrem Wahlkreis in den Bundestag einziehen soll. Das Verfahren stellt sicher, dass jede Region im Parlament vertreten ist und jeder Bürger einen Vertreter für seinen Wahlkreis bestimmen kann.

Die Erststimme geben die Wähler also einem Kandidaten, der namentlich auf dem Stimmzettel genannt wird. Die meisten potenziellen Abgeordneten gehören einer Partei an. Diese bestimmen, welches Mitglied sie in einem bestimmten Wahlkreis vertritt. Es dürfen aber auch parteilose Bewerber gewählt werden, sofern diese im entsprechenden Wahlkreis genügend Unterschriften zur Unterstützung gesammelt haben. Ebenso können Parteien einen parteilosen Bewerber unterstützen und ihn in einem Wahlkreis aufstellen.

Wählerstimmen bei der Bundestagswahl: Was wählt man mit der Zweitstimme?

Der Bundestag besteht aus mindestens 598 Mitgliedern. 299 Abgeordnete ziehen über die Direktwahl der Erststimme in das Parlament ein. Weitere 299 Sitze werden über die sogenannten Landeslisten verteilt. Mit der Zweitstimme votieren die Wähler nicht für eine Person, sondern für eine bestimmte Partei.

Die Parteien stellen die möglichen Parlamentarier aus ihrem Bundesland über die sogenannte Landesliste auf. Dabei gilt: Je höher der Listenplatz eines Kandidaten, desto wahrscheinlicher zieht er nach der Bundestagswahl nach Berlin. Diese Wählerstimmen sind verantwortlich für die prozentuale Gewichtung. Erringt eine Partei zum Beispiel 30 Prozent der Zweitstimmen, stehen ihr auch 30 Prozent der Sitze im Bundestag zu. Dabei besteht ein Problem: Erreicht eine Partei über die Erststimme mehr Direktsitze aus den Wahlkreisen als prozentual Sitze über die Zweitstimmen, stimmen die Verhältnisse nicht mehr. Seit dem Jahr 2013 sieht das Bundeswahlgesetz daher einen Ausgleich vor.

Wählerstimmen bei der Bundestagswahl: Der Ausgleich der Gewichtung

Theoretisch ziehen 299 Abgeordnete über die Direktwahl in den Bundestag ein und dieselbe Anzahl über die Zweitstimme. Allerdings geht in der Regel eine Bundestagswahl nicht so glatt auf. Meist gewinnt mindestens eine Partei mehr Direktmandate über die Erststimme, als ihr prozentual über die Zweitstimme zustehen. Diese Sitze heißen Überhangmandat. Weil das Überhangmandat die prozentuale Sitzverteilung verzerrt, gibt es sogenannte Ausgleichsmandate. Diese zusätzlichen Sitze werden so an die Parteien verteilt, dass die Sitze anteilig zum Ergebnis der Auswertung der Zweitstimmen passen. Das Verfahren sorgt dafür, dass beide Wählerstimmen eines Bürgers die gleiche Gewichtung erfahren.

Bundestagswahl: Wählerstimmen ungültig abgeben

Wähler dürfen auch ungültig wählen. Das kann nur die Erststimme oder die Zweitstimme oder beide Wählerstimmen betreffen. Ungültig ist eine Stimme unter anderem in folgenden Fällen:

  • Der Wählerwille ist nicht klar erkennbar (zum Beispiel bei mehreren Kreuzen pro Stimme).
  • Zwar ist nicht unbedingt ein Kreuz im erforderlichen Feld erforderlich, um eine Stimme gültig abzugeben, Smileys und verfassungsfeindliche Symbole machen die Stimme aber ungültig.
  • Kommentare auf dem Stimmzettel sind ebenfalls tabu.

Wähler dürfen bei der Bundestagswahl nur eine oder beide Stimmen abgeben. Auch kann nur die Erststimme oder die Zweitstimme ungültig sein. Die Wahlhelfer prüfen jeden einzelnen Fall genau auf Gültigkeit oder Ungültigkeit.

Auf Merkur.de erfahren Sie vorab immer aktuell, was die Umfragen für die Bundestagswahl 2021 sagen. Darüber hinaus versorgen wir Sie mit allen wichtigen Daten und Zahlen auf unserer interaktiven Karte mit allen Ergebnissen für Wahlkreise und Gemeinden.

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