Was passiert wenn man sich aufhängt

Selbstmord bedeutet Tod durch eine bewusste Selbstverletzung, die zum Tode führen soll. Selbstmordverhalten schließt vollendeten und versuchten Selbstmord und Selbstmordgedanken ein.

  • Einige Methoden, wie z. B. der Gebrauch einer Waffe, führen wahrscheinlicher zum Tod, doch nur weil jemand eine weniger tödliche Methode wählt, bedeutet das nicht, dass er weniger ernsthafte Selbstmordabsichten hatte.

  • Jede Form von Selbstmordgedanken oder Selbstmordversuch müssen grundsätzlich ernst genommen werden, und die Betroffenen brauchen Unterstützung und Hilfe.

  • Die „National Suicide Prevention Lifeline“ (+1-800-273-TALK) und die Crisis Text Line (senden Sie folgende SMS-Nachricht: TALK to 741741) stehen Menschen in Krisensituationen oder mit Selbstmordgedanken beratend zur Verfügung.

Die Begrifflichkeiten zur Beschreibung von Selbstmord haben sich mit der Zeit dahingehend geändert, dass sie die Fortschritte in der Wissenschaftsforschung zu Selbstmordverhalten und die wachsende Unterstützung für Selbstmordopfer und -überlebende berücksichtigen und die mit Selbstmord in Verbindung gebrachte Stigmatisierung reduzieren.

Selbstmordverhalten umfasst Folgendes:

  • Vollendeter Selbstmord: Eine Handlung vorsätzlicher Selbstverletzung, die zum Tod führt.

  • Selbstmordversuch: Eine Handlung der Selbstverletzung mit der Absicht, den eigenen Tod herbeizuführen, die jedoch nicht zum Tod führt. Ein Selbstmordversuch muss nicht, aber kann zur Verletzung führen.

  • Selbstmordgedanken: Gedanken, Pläne und Vorbereitungen in Zusammenhang mit einem Selbstmord.

Auskünfte über die Selbstmordrate gibt hauptsächlich die Anzahl an Sterbeurkunden und gerichtsmedizinischen Gutachten, und die tatsächliche Häufigkeit wird somit sicher unterschätzt. Trotzdem betrachtet man Selbstmordverhalten als ein leider zu häufiges Gesundheitsproblem. Selbstmordverhalten ist bei Männern und Frauen jeden Alters, jeder Hautfarbe, Religion, Einkommens- und Bildungsschicht und sexueller Orientierung zu finden. Es gibt kein typisches Selbstmordprofil, obwohl einige Patientengruppen, wie z. B. Menschen im mittleren Alter und ältere Männer, junge uramerikanische Einwohner und Menschen, die zur LGBTQ-Gruppe zählen (um nur einige zu nennen), ein höheres Selbstmordrisiko haben als andere.

Weltweit sterben jährlich nahezu 800.000 Menschen durch einen Selbstmord.

Selbstmord war in den USA die zweithäufigste Todesursache bei Menschen im Alter von 10 bis 34 Jahren.

Es gibt Hinweise darauf, dass für jede Person, die einen Selbstmord vollendet, viele weitere Personen Selbstmordversuch begehen. Dieses Verhältnis schwankt je nach Land, Religion, Geschlecht, Alter und Selbstmordmethode.

In den USA kam es im Jahr 2019 zu 48.000 vollendeten Selbstmorden. Im Schnitt sind das etwa 132 Selbstmorde pro Tag.

Die Selbstmordrate war im Jahr 2019 bei Personen im Alter von 45 bis 64 Jahren am höchsten. Niemand weiß, warum das so ist, aber die folgenden Faktoren könnten dabei eine Rolle spielen:

  • Diese Gruppe könnte besonders anfällig für eine Kombination folgender Faktoren gewesen sein: die Zunahme verfügbarer tödlicher Waffen, die Opioid-Krise, wirtschaftliche Veränderungen und die nach wie vor vorhandene Stigmatisierung, wenn jemand aufgrund von psychischen Problemen Hilfe sucht.

Die zweithöchste Selbstmord-Rate ist bei Menschen ab einem Alter von 75 Jahren zu finden, wahrscheinlich aufgrund von Einsamkeit, Isolation und Gebrechlichkeit.

Selbstmord ist die 10. häufigste Todesursache in den USA, rutschte aber im Jahr 2020 wegen der hohen Anzahl von Todesfällen durch die COVID-19-Pandemie auf Platz 11 nach unten.

In allen Altersgruppen sterben mehr Männer als Frauen mit einem Verhältnis von nahezu 4 zu 1 an einem Selbstmord. Die Gründe sind nicht bekannt, jedoch können folgende Faktoren eine Rolle spielen:

  • Männer sind tendenziell aggressiver und wenden bei Selbstmordversuchen tödlichere Methoden an.

  • Männer wurden dazu erzogen, ihre Probleme stoisch hinzunehmen und suchen für gewöhnlich seltener Hilfe bei Freunden und/oder Gesundheitsfachkräften.

  • Bei der Anzahl der Selbstmorde von Männern sind auch Selbstmorde im Militärdienst und unter Militärveteranen berücksichtigt. Beide Gruppen haben einen höheren Anteil an Männern als an Frauen.

2019 war die Selbstmordrate bei nichtlateinamerikanischen Weißen am höchsten, gefolgt von Ureinwohnern von Nordamerika und Alaska. Die aktuellsten Statistiken zu Selbstmord finden sich in der Datensammlung von American Foundation for Suicide Prevention.

Im Jahr 2019 versuchten geschätzte 1,4 Millionen amerikanische Erwachsene sich das Leben zu nehmen. Jedem vollendeten Selbstmord stehen ungefähr 25 Versuche gegenüber. Viele Personen unternehmen wiederholt Selbstmordversuche. Trotzdem sterben von den Personen, die einen Selbstmordversuch unternehmen, nur 5 bis 10 Prozent durch Selbstmord. Selbstmordversuche sind besonders häufig bei Mädchen im Jugendalter vorzufinden. Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren unternehmen vor jedem vollendeten Selbstmord 100 Selbstmordversuche. In allen Altersgruppen unternehmen Frauen 2 bis 3 Mal häufiger Selbstmordversuche als Männer, aber bei Männern führen sie 4 Mal häufiger zum Tod. Ältere Menschen unternehmen pro vollendetem Selbstmord 4 Selbstmordversuche.

Von sechs Menschen, die Selbstmord begehen, hinterlässt etwa einer einen Abschiedsbrief, der wichtige Hinweise zum Grund des Selbstmordes liefern kann. Die Gründe dafür sind psychische Erkrankungen, Gefühle der Hoffnungslosigkeit, sich als Last für andere zu empfinden, und die Unfähigkeit, mit verschiedenen Stresssituationen umzugehen.

Die Forschung hat gezeigt, dass viele Menschen, die einen Selbstmord vollenden, zum Zeitpunkt des Todes mehrere Risikofaktoren aufwiesen. Etwa 85 bis 95 Prozent der Menschen, die durch Selbstmord sterben, sind zum Zeitpunkt ihres Todes psychisch krank.

Der häufigste Faktor, der für Selbstmordverhalten verantwortlich ist:

Depression, einschließlich der Depressionen im Rahmen einer bipolaren Störung Bipolare Störung Bei der bipolaren Störung (früher bekannt als manisch-depressive Erkrankung) wechseln sich Depression und Manie (oder eine weniger schwere Form der Manie, genannt Hypomanie) phasenweise ab.... Erfahren Sie mehr ist für mehr als 50 % der Selbstmordversuche verantwortlich und in noch höherem Maße für vollendete Selbstmorde. Depression kann aus dem blauen Himmel auftreten, durch einen kürzlichen Verlust oder ein anderes niederschmetterndes Ereignis, oder aus einer Mischung verschiedener Faktoren entstehen. Bei Menschen mit Depressionen können Eheprobleme, kürzlich erfolgte Verhaftung oder Gesetzesverstöße, unglückliche oder gescheiterte Liebesbeziehungen, Streit mit den Eltern oder Mobbing (bei Jugendlichen) oder der kürzlich erlittene Verlust einer nahestehenden Person (vor allem bei älteren Menschen) zu einem Selbstmordversuch führen. Das Selbstmordrisiko ist höher, wenn Personen mit Depressionen auch unter erheblichen Angstgefühlen Angststörungen – eine Übersicht Angst ist ein Gefühl der Nervosität, Besorgnis oder Unsicherheit, die ein normales menschliches Erlebnis darstellt. Sie ist auch in einer Vielzahl von psychiatrischen Erkrankungen vorhanden... Erfahren Sie mehr leiden.

Medizinische Erkrankungen, insbesondere schmerzhafte und chronische Erkrankungen, sind bei älteren Menschen für ca. 20 Prozent der Selbstmorde verantwortlich. Kürzlich diagnostizierte Erkrankungen, wie Diabetes, Multiple Sklerose, Multiple Sklerose (MS) Bei der multiplen Sklerose (MS) werden die Myelinschicht (Myelin ist die Substanz, die die meisten Nervenfasern umgibt) und die darunterliegenden Nervenfasern im Gehirn, in den Augen und im... Erfahren Sie mehr Krebs und Infektionen können ebenfalls das Risiko für Selbstmord erhöhen. Einige Gesundheitszustände, wie z. B. AIDS, Erworbenes Immunschwächesyndrom (AIDS) Eine Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) ist eine Virusinfektion, die schrittweise bestimmte weiße Blutkörperchen zerstört und das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS) auslöst... Erfahren Sie mehr

Schläfenlappenepilepsie Fokale Anfälle und Kopfverletzungen, Überblick über die Kopfverletzungen Kopfverletzungen, bei denen das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind besonders besorgniserregend. Häufige Ursachen für Kopfverletzungen sind unter anderem Stürze, Autounfälle, Körperverletzungen... Erfahren Sie mehr können die Funktionsfähigkeit des Gehirns der Betroffenen direkt beeinflussen und somit das Selbstmordrisiko erhöhen.

Traumatische Kindheitserfahrungen, insbesondere körperliche und sexuelle Misshandlungen, erhöhen das Risiko für einen Selbstmordversuch.

Der Konsum von Alkohol kann depressive Stimmungen verstärken, was die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordverhaltens erhöht. Alkohol verringert zudem die Selbstbeherrschung und erhöht die Impulsivität. Etwa 30 % der Menschen, die einen Selbstmordversuch begehen, trinken vorher Alkohol und etwa die Hälfte davon ist zu diesem Zeitpunkt betrunken. Da Alkoholkonsum, insbesondere das Rauschtrinken, oft zu tiefen Reuegefühlen führt, sind Menschen, die auf ungesunde Weise Alkohol konsumieren, einem höheren Selbstmordrisiko ausgesetzt.

Beinahe alle anderen psychischen Gesundheitsstörungen tragen bei Betroffenen ebenfalls zu einem höheren Risiko für Selbstmord bei.

Isolation erhöht das Risiko für Selbstmordverhalten. Getrennt lebende, geschiedene oder verwitwete Personen begehen häufiger einen vollendeten Selbstmord. Selbstmord ist bei Menschen, die in einer festen Beziehung sind, weniger häufig als bei Singles.

Die Gefahr eines Selbstmordversuches ist im Monat vor Beginn einer Behandlung mit Antidepressiva am größten, wobei die Todesgefahr nach Beginn der Behandlung nicht steigt. Allerdings nimmt die Häufigkeit der Selbstmordgedanken und des Selbstmordverhaltens (aber nicht des vollendeten Selbstmords) manchmal bei Behandlung mit Antidepressiva bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen leicht zu. Daher sollten die Eltern der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf dieses Risiko hingewiesen und die Kinder und Jugendlichen sorgfältig auf folgende Nebenwirkungen überwacht werden, insbesondere in den ersten Wochen nach Beginn der Einnahme:

  • Verstärkte Angstgefühle

  • Aufgeregtheit

  • Ruhelosigkeit

  • Reizbarkeit

  • Wut

Ärzte, Patienten und Angehörige sollten bedenken, dass die Beschäftigung mit Selbstmord ein wesentliches Merkmal der Depression ist. Behandlungen, die Depressionen lindern, verringern auch das Selbstmordrisiko.

Wegen der Warnung der öffentlichen Gesundheit über die mögliche Verbindung zwischen Antidepressiva und einem erhöhten Selbstmordrisiko haben Ärzte bei Diagnose einer Depression damit begonnen, Kindern und Jugendlichen mittlerweile in mehr als 30 Prozent keine Antidepressiva zu verschreiben. Während dieser Zeit nahmen die Selbstmordraten bei Jugendlichen jedoch vorübergehend um 14 Prozent zu. Weil vor einer Behandlung von Depressionen mit Medikamenten gewarnt wurde, führten diese Warnungen eventuell zu mehr und nicht weniger Selbstmorden.

Ärzte ergreifen bei Personen mit Depressionen, die Antidepressiva erhalten, einige Vorsichtsmaßnahmen, um das Risiko für Selbstmordverhalten zu senken:

  • Verabreichung von Antidepressiva in Mengen, die nicht ausreichen, um sich damit umzubringen

  • Vereinbarung häufigerer Besuchstermine zu Beginn der Behandlung

  • Deutliche Warnung an die Patienten, ihre Angehörigen und Partner, auf Anzeichen einer Verschlechterung der Symptome, Erregungszustände, Schlaflosigkeit oder Selbstmordgedanken zu achten

  • Anweisung an die Patienten, ihre Angehörigen und Partner, umgehend den Arzt zu kontaktieren, der die Antidepressiva verordnet hat, oder anderweitig ärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen, falls sich die Symptome verschlechtern oder es zu Selbstmordgedanken kommt

Suizidale Ansteckung bezieht sich auf ein Phänomen, bei dem ein Selbstmord zu weiteren Selbstmorden innerhalb einer Gemeinschaft, einer Schule oder eines Arbeitsplatzes zu führen scheint. Selbstmorde, die in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden, können einen sehr großen Effekt haben. Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders anfällig für eine solche Ansteckung. Sie können direkt davon betroffen sein, weil sie jemanden kennen, der einen Selbstmord versucht oder vollendet hat. Sie können auch indirekt davon betroffen sein, weil die Medien den Tod einer in der Öffentlichkeit gefeierten Person rund um die Uhr auf reißerische Art groß und breit diskutieren. Auf der anderen Seite kann die positive Berichterstattung über einen Selbstmord durch die Medien das Risiko für eine suizidale Ansteckung unter den empfänglichen Jugendlichen senken. Bei der positiven Berichterstattung wird typischerweise der tragische Verlust eines Mitglieds von einer Gemeinde klar kommuniziert und bringt die Unterstützung der trauernden Gemeinschaft zum Ausdruck. Diese Berichte sollten über die psychischen Probleme im Leben des Verstorbenen schreiben und darauf hinweisen, dass solche Probleme zu keiner Stigmatisierung führen, wenn man sich helfen und behandeln lässt. Eine solche Darstellung von psychischen Problemen und Selbstmord kann eine positive Wirkung auf die öffentliche Gesundheit haben und eben gerade nicht ansteckend auf empfängliche Leser wirken.

Die suizidale Ansteckung mag bei schätzungsweise 1 bis 5 Prozent aller Selbstmorde unter Jugendlichen eine Rolle spielen. Die Lehrerschaft in den Schulen, Ärzte und andere führende Personen der Gemeinde können lernen, wie sie die Medien und sozialen Plattformen nutzen, um die Verbreitung von Medienberichten, die zu suizidaler Ansteckung führen, zu unterbinden. Eine sensible Berichterstattung und positive Aufarbeitung des Themas (eine Intervention nach dem Selbstmord) in Schulen und Arbeitsplätzen sind zwei Strategien zur Vorbeugung weiterer Selbstmorde.

Es gibt mehrere andere, sehr selten auftretende Formen von Selbstmord:

  • Massenselbsttötungen

  • Morde/Selbsttötungen

  • Selbstmordattentate oder sogenannte „Suicide by Cop“ (hier provoziert das Selbstmordopfer bewusst Polizisten, tödliche Gewalt anzuwenden)

Die gewählte Methode hängt oft von kulturellen Faktoren und den Mitteln zur Selbsttötung (zum Beispiel einem Gewehr) ab. Sie kann, muss aber nicht, die Ernsthaftigkeit der Absicht widerspiegeln. Bei manchen Methoden (etwa dem Sturz von einem hohen Gebäude) ist ein Überleben weniger wahrscheinlich, während bei anderen (wie z. B. einer Überdosis von Drogen oder Medikamenten) eine Rettung möglich ist. Erweist sich die gewählte Methode nicht als tödlich, bedeutet dies aber nicht, dass keine ernste Absicht dahinter steckt.

Für Selbstmordversuche wird meistens eine Überdosis oder Selbstvergiftung verwendet. Gewaltmethoden, wie Schießen und Erhängen, sind seltene Selbstmordversuche, da sie in der Regel zum Tod führen.

In den USA wurden bei etwa 50 Prozent der vollendeten Selbstmorde Waffen eingesetzt. Männer greifen häufiger zu Waffen als Frauen. Andere Methoden des Selbstmords sind Erhängen, Vergiften, aus großen Höhen springen und sich die Pulsadern aufschneiden.

Weltweit tragen Vergiftungen mit Pestiziden bedeutend zu Selbstmorden bei, insbesondere in Asien, wo gefährliche Pestizide überall erhältlich sind.

Manchmal kommt ein versuchter oder vollendeter Selbstmord für enge Verwandte und Freunde völlig überraschend, aber sehr oft gibt es vorher klare Warnzeichen. Anzeichen von Verzweiflungs- oder Selbstmordgedanken, auf die man achten sollte, schließen sämtliche Veränderungen im normalen Verhalten einer Person ein, z. B. Veränderungen in der Stimmung, Verhalten, Schlaf oder auch dem Antrieb. Da die meisten selbstmordgefährdeten Menschen nicht direkt über ihre Gedanken oder ihre Verzweiflung sprechen, sollten sämtliche Äußerungen dieser Personen, die darauf hinweisen, dass sie keine Hoffnung mehr haben, sich eingesperrt fühlen oder sich als Last für andere empfinden, als wichtige Warnzeichen verstanden werden. Verhaltensveränderungen schließen das Zurückziehen von üblichen Aktivitäten, Erregungszustände, Zornesausbrüche, Gereiztheit, mehr zu trinken oder Drogen zu nehmen als üblich, oder anderes ungewöhnliches Verhalten ein, wie etwa sich zu verabschieden oder persönliche Habseligkeiten zu verschenken. Jede Erwähnung von Selbstmordgedanken, selbst in Form von Witzen, und auf jeden Fall jeder Selbstmordversuch muss ernst genommen werden. Wird dies ignoriert, ist ein Leben in Gefahr.

Wenn eine Person gerade dabei ist, einen Selbstmordversuch zu begehen oder diesen gerade begangen hat, sollten die zuständigen Behörden sofort verständigt werden (in den USA über den Notruf 911), damit die Notdienste so schnell wie möglich vor Ort sein können. Bis zum Eintreffen des Notdienstes sollte man bei der Person bleiben und in ruhigem, objektiven und einfühlenden Ton mit ihr sprechen.

Ein Arzt kann Patienten, die mit Selbstmord drohen oder einen Selbstmordversuch unternommen haben, stationär aufnehmen. In den meisten Bundesstaaten der USA dürfen Ärzte Patienten gegen ihren Willen ins Krankenhaus einweisen, wenn sie der Ansicht sind, dass ein hohes Verletzungsrisiko für den Patienten oder andere besteht.

Neue umfassende Leitlinien der öffentlichen Gesundheit zur Vorbeugung von Selbstmord setzen mehrere Methoden ein, unter anderem Schulungen zur Selbstmordprävention und Schulung von beratenden KollegInnen an Schulen und in Arbeitsplätzen. Die Verbesserung des Zugangs zu psychischer Behandlung umfasst eine stationäre Behandlung in psychiatrischen Einrichtungen als auch in medizinischen Erstversorgungseinrichtungen und Notaufnahmen, mit denen das Selbstmordrisiko gesenkt wird. In jüngster Zeit hat auch künstliche Intelligenz, die in Social-Media-Plattformen eingesetzt wird, dabei geholfen, gefährdete Personen zu identifizieren und ihnen zeitnah Hilfe anzubieten. Leitlinien der öffentlichen Gesundheit, die für einen schwierigeren Zugang zu tödlichen Waffen sorgen, zählen ebenfalls zu den vorbeugenden Maßnahmen.

Medizinische Fachkräfte nehmen Selbstmordhandlungen ernst, planen die Sicherheit und Behandlung des Betroffenen jedoch individuell und situationsgerecht.

Wenn sich der Betroffene selbst schwere Verletzungen zufügt, wird die Verletzung untersucht und behandelt, und in der Regel in eine Klinik eingewiesen. Falls der Betroffene eine Überdosis eines möglicherweise tödlichen Medikaments eingenommen hat, werden umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Resorption des Medikaments zu verhindern und die Ausscheidung aus dem Körper zu beschleunigen. Der Betroffene erhält zudem jegliches verfügbare Gegenmittel sowie unterstützende Maßnahmen wie beispielsweise eine Beatmungsmaske.

Nach der ersten Untersuchung werden Personen, die einen Selbstmordversuch unternommen haben, an einen Psychiater überwiesen. Dieser versucht, die Probleme zu identifizieren, die zu dem Versuch beigetragen haben, und leitet eine geeignete Behandlung in die Wege.

Um die Probleme zu diagnostizieren, unternehmen Psychiater das Folgende:

  • Sie hören sich Geschichte des Betroffenen an und die Vorgänge, die zum Selbstmordversuch oder zur Krise geführt haben.

  • Sie versuchen zu verstehen, welche der zugrundeliegenden Risikofaktoren für einen Selbstmord vorliegen, welche besonderen Ereignisse zum Selbstmordversuch führten, und wo und wie diese auftraten.

  • Sie stellen Fragen zu Symptomen für psychische Erkrankungen, die das Risiko für Selbstmordverhalten erhöhen können.

  • Sie fragen, ob der Betroffene wegen einer psychischen Erkrankung in Behandlung ist, auch, ob die Person Medikamente zur Behandlung einnimmt, in Therapie ist oder andere Behandlungsmöglichkeiten wahrnimmt.

  • Sie beurteilen die geistige Verfassung der Person, suchen nach Anzeichen für eine Depression, Angst, Agitation, Panikattacken, Psychose, schwere Schlafstörungen, andere psychische Erkrankungen und Alkohol- oder Arzneimittel- und Drogenkonsum.

  • Sie führen eine gründliche medizinische und familiäre Anamnese durch.

  • Sie fragen nach persönlichen und familiären Beziehungen sowie sozialen Netzwerken, da sie häufig für den Selbstmordversuch und die Folgebehandlung relevant sind

  • Sie sprechen mit engen Familienangehörigen und Freunden, und fragen diese nach dem Konsum des Betroffenen von Alkohol, Marihuana, Schmerzmitteln oder illegalen Opioiden oder anderen Freizeitdrogen.

  • Sie helfen dem Betroffenen dabei, herauszufinden, welche Situationen, Ereignisse, Plätze, Gedanken oder emotionalen Zustände zu den Selbstmordgedanken führten, und wie er diesen Auslösern entgegenwirken kann.

Einige Belege sprechen dafür, dass der Einsatz von Lithium, Antidepressiva und Antipsychotika zur Behandlung von affektiven Störungen bei selbstmordgefährdeten Menschen die Anzahl vollendeter Selbstmorde reduzieren kann. Die Behandlung einer Schizophrenie mit Clozapin reduziert das Risiko für Selbstmord.

Das Risiko für einen Selbstmord schwankt mit der Zeit, wobei das größte akute Risiko von Stunden bis hin zu Tagen anhalten kann. Und dennoch waren einem Bericht zum Selbstmordrisiko aus dem Jahr 2018 zufolge bei einer Mehrzahl der Selbstmorde die Betroffenen in unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen vor ihrem Selbstmord untersucht worden, wobei ihr Selbstmordrisiko nicht erkannt wurde. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die öffentliche Gesundheit Strategien zur Senkung des Selbstmordrisikos für diese Menschen entwickelt. Ärzte sollten zum Beispiel das Folgende tun:

  • Patienten regelmäßig auf Selbstmordgedanken, Depressionen und andere Symptome von Stress hin untersuchen.

  • Den Betroffenen verständnisvoll, unterstützend und objektiv entgegentreten.

  • Interventionen anbieten, mit denen die Sicherheit der Person gewährleistet werden kann, wie etwa einen Sicherheitsplan und eine Beratung über Tötungsmittel.

  • Mit Familienangehörigen in Verbindung treten.

Aufgrund des erhöhten Selbstmordrisikos nach der Entlassung aus der Notaufnahme oder der psychiatrischen Einrichtung zielen die aktuellen Bemühungen von Interessenvertretern in einigen Ländern darauf ab, das Kriseninterventionssystem zu reformieren und ein breiteres und stabileres Sicherheitsnetz zu schaffen, das nicht darauf angewiesen ist, dass die Person erneut in der Notaufnahme landen oder die Polizei einschreiten muss. Einige hilfreiche Schritte, die Ärzte zur Unterstützung dieses neuen Kriseninterventionsmodells unternehmen können, entweder während eines Krankenhausaufenthalts und/oder bei Entlassung, sind:

  • den Betroffenen Kriseninterventionseinrichtungen bereitzustellen

  • den Betroffenen zu beraten, wie er potenziell gefährliche Tötungsmittel oder -substanzen außer Reichweite oder sicher verwahren kann

  • den Betroffenen an einen qualifizierten Psychiater, Psychotherapeuten oder andere psychologische Fachkräfte überweisen

  • häufigere ambulante Besuche vereinbaren und einen engeren Kontakt mit dem Betroffenen zwischen diesen Besuchen aufbauen

Es gibt Strategien für Gesundheitssysteme, mit denen sie das Selbstmordrisiko bei stark gefährdeten Personen senken können. Eine solche Strategie nennt sich „Zero Suicide“ (Null Selbstmord) und diese spricht sich für eine universelle Schulung zur Selbstmordvorsorgeuntersuchung für alle Gesundheitsdienstleister aus, für die Verwendung einer elektronischen Patientenakte, die für eine bessere Gesundheitsversorgung der Patienten sorgen soll und für den Einsatz der oben kurz erläuterten Interventionen (Sicherheitsplanung, Beratung zu Tötungsmitteln, enge Kontaktaufnahme mit dem Patienten und Familienangehörigen, wo möglich, und entsprechende Überweisungen an andere Dienste und Nachsorge).

Ein vollendeter Selbstmord wirkt sich auf alle Beteiligten emotional sehr stark aus. Familie, Freunde und Ärzte des Verstorbenen fühlen sich möglicherweise schuldig und beschämt, weil sie das Geschehen nicht verhindern konnten. Auch Wut über den Verstorbenen kann vorkommen. Letztendlich kommen sie aber doch über diese komplizierte Trauer und den Verlust hinweg.

Manchmal können Trauerberater oder Selbsthilfegruppen die Familien und Freunde dabei unterstützen, mit ihren Schuld- und Trauergefühlen umzugehen. Der Hausarzt oder örtliche psychosoziale Dienste (etwa auf kommunaler oder Landesebene) können häufig dabei helfen, herauszufinden, wo es diese Dienste gibt. Außerdem führen nationale Organisationen wie die US-amerikanische American Foundation for Suicide Prevention Verzeichnisse über Selbsthilfegruppen für Zurückgebliebene von Selbstmordopfern. Auch das Internet bietet Ressourcen an.

Ein Selbstmordversuch hat ähnliche Auswirkungen. Allerdings haben hier Familienmitglieder und Freunde die Möglichkeit, mit ihren Gefühlen umzugehen, indem sie mehr über Selbstmord, psychiatrische Therapien und die Möglichkeiten erfahren, wie sie selbst den Betroffenen unterstützen und auf ihn eingehen können.

Ärztliche Beihilfe zur Selbsttötung bezieht sich auf die Unterstützung, die ein Arzt jemandem gewährt, der sein Leben beenden will. Es ist sehr umstritten, weil es eigentlich gegen das übliche Ziel des Arztes verstößt, Menschenleben zu bewahren. Ärztliche Sterbehilfe ist jedoch in 10 Bundesstaaten in den USA gesetzlich erlaubt (Kalifornien, Colorado, Hawaii, Maine, Montana, New Jersey, New Mexico, Oregon, Vermont, Oregon) und dem District of Columbia. Mehr als 15 weitere Bundesstaaten überlegen jetzt die gesetzliche Zulassung. In allen anderen Bundesstaaten können Ärzte eine Behandlung zur Minderung von körperlichen und psychischen Leiden anbieten, doch sie dürfen den Tod nicht bewusst herbeiführen.

Auch in der Schweiz, in Belgien, Deutschland und Kanada sowie in einigen anderen Ländern ist ein ärztlich assistierter Suizid gesetzlich erlaubt.

Im Folgenden handelt es sich um einige englischsprachige Hilfsmittel, die nützlich sein könnten. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  • American Foundation for Suicide Prevention: Bietet denjenigen, die mit Selbstmord kämpfen oder kämpften – einschließlich Menschen, die dadurch Angehörige verloren haben – Zugang zu Selbsthilfegruppen und eine Krisen-Hotline an; außerdem Informationen über die Umsetzung von Vorsorgeprogrammen, die Einrichtung von Präventionsprogrammen an Schulen und die Interessenvertretung von Selbstmordprävention; sowie Fakten über Selbstmord, angefangen von Statistiken zu Prävalenz bis hin zu Prioritäten der Leitlinien der öffentlichen Gesundheit.

  • CDC: Suicide Prevention: Bietet Zugang zu Informationsblättern, Informationen zu Risiko- und Schutzfaktoren; Präventionsstrategien und andere Einrichtungen zum Schutz vor Selbstmord. Ressourcen sind auch auf Spanisch verfügbar.

  • Crisis Text Line: Bietet jeder Person in den USA, Kanada und im Vereinigten Königreich sowie in Irland per Textnachricht rund um die Uhr Krisenunterstützung an.

  • National Suicide Prevention Lifeline: Bietet verzweifelten Menschen rund um die Uhr Unterstützung an. Bietet auf taube und schwerhörige Menschen zugeschnittene Informationen an. Inhalte sind auch auf Spanisch verfügbar.

  • Now Matters Now: Eine auf Forschung basierende Website, die Selbsthilfestrategien für Menschen mit Selbstmordgedanken anbietet.

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