Bei gesunden Menschen im Erwachsenenalter ist das Verschlucken eines Fremdkörpers oder sogar dessen Steckenbleiben in der Speiseröhre eher unwahrscheinlich. Aber kleine Kinder benutzen statt ihrer Hände in den ersten beiden Lebensjahren häufig lieber den Mund, um die Welt um sich herum zu erkunden. Etwa 50 Prozent der Fälle von verschluckten Gegenständen ereignen sich in diesem Alter. Auch Erwachsene nutzen ihren
Mund häufig "zweckfremd". Oft wird z.B. zwischen den Lippen ein Gegenstand nur kurz festgehalten. Dass es dabei auch mal zum Verschlucken kommen kann, bedenken wenige. Sind Kinder in der Nähe, sollten die Erwachsenen mit gutem Beispiel vorangehen und statt des Mundes besser die Hände zum Festhalten von Nägeln, Reißzwecken, Büroklammern, etc. gebrauchen. Abb.1 - Endoskopische Entfernung einer verschluckten Zahnbürste - Foto: Wikipedia
Im Normalfall werden die verschluckten Gegenstände auf natürlichen Weg wieder ausgeschieden - sie gehen also problemlos durch. Bei den Eltern tritt, insbesondere wenn Münzen verschluckt wurden, manchmal Besorgnis auf, wenn sie nämlich die Münze im Windelinhalt nicht finden können. Sie kommen dann besorgt zum Röntgen, um feststellen zu lassen, wo der Fremdkörper sich verkeilt haben mag.
Der Körper „verpackt“ diese Fremdkörper so perfekt im Darminhalt bzw. im Stuhlgang, dass diese nicht leicht zu entdecken sind. Um eine Münze im geformten kindlichen Stuhlgang zu finden, muss er schon sehr sorgfältig durchtastet werden.
Kleinere Gegenstände sind nahezu unauffindbar.Auch „gefährliche“ Fremdkörper wie z. B. Nadeln werden vom Darm meist problemlos transportiert, indem das stumpfe Ende vom Darm nach vorn in die Transportrichtung gedreht wird und die Nadeln auch geschickt durch die Darmbiegungen dirigiert werden. Die Natur hat es sehr geschickt eingerichtet, um zu verhindern, dass verschluckte Gegenstände im Verdauungstrakt stecken bleiben.
Der Eingang in die Speiseröhre - noch im Hals - ist die üblicherweise engste Stelle des gesamten Magen-Darmtraktes. Was dort durchpasst, sollte auch den Rest problemlos passieren können. Manchmal kommen die Eltern aber auch mit ihrem Kind zum Röntgen, weil das Kind unruhig ist, schreit oder nicht mehr isst. Dann sollte auch die Möglichkeit einer Fremdkörperingestion bedacht werden.
Abb.2 - Verschluckte Fischgräte quer in der Speiseröhre steckend. Links in der Röntgenbreischluckuntersuchung während der Kontrastmittelpassage, rechts nach dem Schluck nur noch schemenhaft erkennbar (Pfeile). Foto: Wikipedia
Möglichkeiten der Fremdkörperlokalisation bzw. deren Erkennung, nachdem sie verschluckt sind bestehen in der Anfertigung einer Röntgenaufnahme.
Dies stellt eine sehr rasche und elegante Untersuchung dar.
Es müssen jedoch für eine aussagekräftige Untersuchung zwei Voraussetzungen bestehen:
1. Der zu suchende Gegenstand muss Eigenschaften haben, die ihn im Röntgenbild darstellen:
Metallische Fremdkörper
sich da sehr geeignet (Münzen, Batterien, Magneten, Nadeln,
Schmuck...). Auch Glas, wenn es sich z. B. um Bleiglas handelt ist gut zu erkennen.
Nicht abgebildet werden können Holz und Kunststoffteile.
Konkretere Empfehlungen wann geröntgt werden sollte liefert die Orientierungshilfe für bildgebende Untersuchungen der
Strahlenschutzkommission SSK speziell im Kapitel K28 ff, sowie für Kinder im Kapitel M33.
Grundsätzlich ist es hilfreich, wenn die Eltern einen gleichartigen Fremdkörper (Spielstein, Ohrring...) zum Röntgen mitbringen, von dem sie den Verdacht haben, dass ihn das Kind verschluckt hat.
2. Wenn man sicher sein will, den gesamten Bereich bzw. die Strecke, die ein Fremdkörper beim Durchwandern des Verdauungstrakts zurücklegt abgebildet zu sehen, dann heißt das
bei verschluckten Fremdkörpern der Bereich von der oberen Halsregion (Schädelbasis) bis zum Beckenboden auch auf den Bildern oder dem Bild lückenlos und vollständig sichtbar ist. Wenn man nämlich Diagnostik betreibt, dann weiß man noch nicht genau, was man finden wird. (Wüsste man es, brauchte man keine Diagnostik mehr zu machen.)
Man muss also auf alle Überraschungen gefasst sein.
Grundsätzlich kann bei Fremdkörperingestionen, die ohne Beschwerden bestehen, abgewartet werden. Wenn Beschwerden wie Nahrungsverweigerung, kolikartige Bauchschmerzen oder Röcheln auftreten, dann sollte nach einer Komplikation bei Fremdkörperingestion gesucht werden.
Verschluckte Fremdkörper, die in den Magen gelangt sind, gehen je nach Größe meist auf natürlichem Wege wieder ab.
Bei Knopfzellen wird die Entfernung aus dem Magen empfohlen, da eine Zerstörung der Hülle durch die Magensäure und ein Freiwerden giftigen Inhalts befürchtet werden muss.
Grundsätzlich ist eine Entfernung bis in den oberen Dünndarm mittels Endoskopie möglich.
Und man muss sich darüber im Klaren sein, dass man die
Fremdkörper in Stuhlgang fast nie findet. (Sollte es sich bei dem verschluckten Fremdkörper um etwas sehr Wertvolles handeln, so kann man die gebrauchten Windeln sammeln und als Suchhilfe davon eine Röntgenaufnahme machen.
Quelle: Reinhard Schumacher: Bildgebung beim Jugendlichen: Verschluckte Fremdkörper aus
//kind-und-radiologie.eu/pdf/archiv/heft11/heft11-artikel2.pdf
Prof. Dr. med. Reinhard Schuhmacher war bis 2008 Chefarzt der Kinderradiologe in der Universitäts-Kinderklinik in Mainz
Einen Artikel mit Beispielen von verschluckten Gegenstände speziell bei Kindern, sowie wann und in welcher Art und Weise diese röntgenologisch lokalisiert werden können gibt es hier.