Bei dauerhaftem
Bluthochdruck können Medikamente vor möglichen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Da unterschiedliche Wirkstoffe den Blutdruck vergleichbar gut senken können,
gelingt es meist, ein gut verträgliches Mittel zu finden. Ein erhöhter Blutdruck lässt sich auf unterschiedliche Weise senken. Bei einem leicht erhöhten Blutdruck reicht es manchmal, bestimmte Lebensgewohnheiten zu ändern, sich zum Beispiel mehr zu bewegen, etwas abzunehmen und salzärmer zu essen. Wenn es mit diesen Methoden nicht gelingt, den Blutdruck ausreichend zu senken, kommen verschiedene Arzneimittel infrage. Manche Menschen entscheiden sich direkt für Medikamente.
Nicht jeder kann oder möchte seine Gewohnheiten ändern und sich anders ernähren oder mehr bewegen. Den Blutdruck ohne Medikamente dauerhaft in den normalen Bereich zu senken, ist zudem nicht einfach. Nicht zuletzt gibt es Menschen, die sich ausgewogen ernähren, schlank sind, Sport treiben und trotzdem
Bluthochdruck haben – oft aufgrund einer familiären Veranlagung. Es gibt
mehrere Gruppen von blutdrucksenkenden Arzneimitteln. Am häufigsten eingesetzt werden: Alle diese Wirkstoffe können vor Folgeerkrankungen schützen. Welches Mittel sich eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die man am besten gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt bespricht. Wichtig ist vor allem die Frage, ob und welche anderen Erkrankungen man hat. ACE-Hemmer beeinflussen die Herstellung von körpereigenen Hormonen, die den Blutdruck steuern. Dabei blockieren sie ein bestimmtes
Enzym, das an der Bildung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin beteiligt
ist. Die häufigste Nebenwirkung von ACE-Hemmern ist ein trockener Reizhusten. Seltener kommt es zu Störungen des Geschmacksempfindens, Schwellungen der Schleimhäute und Hautausschlägen. In der Schwangerschaft dürfen
ACE-Hemmer nicht genommen werden, da sie das Kind schädigen können. Betablocker senken den Blutdruck, indem sie den
Herzschlag verlangsamen und gleichzeitig das Herz gegen die Wirkung von Stresshormonen abschirmen. Es gibt unterschiedliche Gruppen von Betablockern. Welcher
Betablocker geeignet ist, hängt davon ab, ob man noch andere Erkrankungen hat. Wichtig ist: Wer bereits
Betablocker nimmt und die Behandlung beenden möchte, sollte die Medikamente nicht plötzlich absetzen, sondern die Dosis über einige Tage schrittweise verringern. Sonst kann es
plötzlich zu einem starken Anstieg des Blutdrucks kommen. Zu den Nebenwirkungen von Betablockern gehört manchmal eine Verengung der unteren Atemwege, vor allem der
Bronchien. Dies kann zu
Kurzatmigkeit führen. Für Menschen mit
Asthma sind
Betablocker daher nicht geeignet. Auch für sportlich aktive Menschen eignen sich andere Mittel besser. Diuretika sind entwässernde Medikamente. Sie beeinflussen die Nierentätigkeit und bewirken, dass der Druck in den
Blutgefäßen langfristig sinkt. Zu den Nebenwirkungen kann in den ersten Tagen der
Therapie ein gesteigerter Harndrang und eine erhöhte Urinmenge gehören. Da die Behandlung meist mit einer niedrigen Dosis begonnen wird, hält
sich dies aber in Grenzen. Wenn der Körper zu viel Wasser verloren hat, kann es zu Mundtrockenheit,
Muskelschwäche oder Verwirrtheit kommen. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, an heißen Tagen oder nach dem Sport ausreichend zu trinken. Besonders ältere Menschen sollten das beachten, wenn sie ein Diuretikum nehmen. Für Menschen mit
Gicht sind Diuretika nicht geeignet. Kalziumantagonisten weiten die Gefäße. Dadurch hat das Blut
in den Gefäßen mehr Platz und kann sich verteilen, sodass der Blutdruck sinkt. Zu den Nebenwirkungen von Kalziumantagonisten können eine Gesichtsrötung, Hautausschläge, Herzklopfen, Schwellungen an den Knöcheln oder ein Spannungsgefühl in den Unterschenkeln gehören. Je nach Wirkstoff eignen sich Kalziumantagonisten nicht für Menschen mit bestimmten Herzrhythmusstörungen oder Verstopfung. Sartane heben die Wirkung des
blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin auf. Die Nebenwirkungen ähneln denen von ACE-Hemmern, allerdings lösen Sartane seltener Hustenreiz aus. Auch Sartane dürfen nicht in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Bei Menschen mit
Bluthochdruck läuft der
Kreislauf schon seit längerer Zeit „auf Hochtouren“. Wenn sie dann anfangen, blutdrucksenkende Medikamente zu nehmen, kann es passieren, dass sie sich zunächst oft schlapp fühlen. Bis sich der Kreislauf auf die Blutdrucksenkung eingestellt hat, kann es eine Weile dauern.ACE-Hemmer
(Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer)
Betablocker
Diuretika
Kalziumantagonisten
Sartane (Angiotensin-Antagonisten)
Auch andere Nebenwirkungen der Medikamente treten nur in den ersten Tagen der Behandlung auf und verschwinden dann von selbst wieder. Um Nebenwirkungen vorzubeugen, kann zunächst mit einer geringen Medikamentendosis begonnen und diese dann langsam gesteigert werden.
Wichtig ist, nicht voreilig den Schluss zu ziehen, dass man ein Medikament nicht verträgt. Es kann bloßer Zufall sein, wenn zum Beispiel nach der Einnahme eines Medikaments Kopfschmerzen auftreten. Nur weil zwei Ereignisse ungefähr gleichzeitig eintreten, heißt das nicht, dass sie zusammenhängen. Daher lohnt es sich, ein Mittel etwas länger auszuprobieren.
Wer ein Medikament aber wirklich nicht verträgt, kann es mit einem anderen Wirkstoff versuchen. Manchmal muss man ein bisschen ausprobieren, um gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt das passende Mittel zu finden.
Bestimmte Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Präparate können die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente verstärken oder abschwächen. Um solche Wechselwirkungen zu vermeiden, nimmt man Nahrungsergänzungsmittel am besten nur bei absoluter Notwendigkeit und nach Absprache mit seiner Ärztin oder seinem Arzt ein.
Die Wahl des geeigneten Wirkstoffs hängt von verschiedenen Bedingungen ab. Dazu gehören zum Beispiel das Lebensalter und ob jemand noch andere Erkrankungen hat, zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder Vorhofflimmern. Auch das Geschlecht und die Hautfarbe können von Bedeutung sein.
Vielen Menschen reicht ein Medikament aus, um den Blutdruck zu senken. Andere benötigen zusätzlich ein zweites oder drittes. Die Kombination verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung, da die Mittel an verschiedenen Stellen im Körper ansetzen. Wenn man verschiedene Blutdrucksenker nimmt, kann es sinnvoll sein, einen davon abends einzunehmen – vor allem wenn der Blutdruck auch nachts nicht sinkt.
Nur wenn man ein Medikament so einnimmt, wie es verschrieben wurde, lässt sich seine Wirkung beurteilen. Dabei ist ein bisschen Geduld nötig: Manchmal wird fälschlicherweise angenommen, dass ein Präparat nicht wirkt, dabei wurde es nur nicht in ausreichender Dosis oder lange genug genommen.
Wer sein Medikament zum Beispiel wegen störender Nebenwirkungen selbst abgesetzt oder nicht immer genommen hat, sollte das offen mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen. Dann kann sie oder er den Erfolg der Therapie wie auch die Nebenwirkungen besser einschätzen. Dies ist wichtig, damit jeder die richtige Wirkstoffdosis und nur so viele Medikamente erhält, wie wirklich nötig sind.
Medikamente dauerhaft richtig einzunehmen, fällt vielen Menschen schwer. Es gibt jedoch verschiedene Dinge, die die Einnahme erleichtern können. Als besonders hilfreich haben sich erwiesen:
- regelmäßige Arzttermine, bei denen neue Behandlungsaspekte besprochen werden können,
- ein möglichst einfacher Einnahmeplan,
- Verpackungen oder Behälter mit Fächern für jeden Tag, bei denen man sofort sieht, wenn man eine Tablette vergessen hat sowie
- Schulungsprogramme für Menschen mit Bluthochdruck.
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