Was ist der unterschied zwischen zejula und lynparza

Mit Niraparib steht ein weiterer PARP-Inhibitor zur Erhaltungstherapie des rezidivierten Ovarialkarzinoms zur Verfügung. Die Zulassung beruht auf den Daten der Studie ENGOT-OV16/NOVA, in der unter der Einnahme von Niraparib ein deutlich verlängertes progressionsfreies Überleben gezeigt wurde. Auf die Therapie sprachen Patientinnen mit und ohne BRCA-Mutation an.

Am 20. November 2017 wurde von der Europäischen Kommission die Zulassung für den PARP-Inhibitor Niraparib (Zejula®) ausgesprochen [3] (Kasten). Im Rahmen einer Erhaltungstherapie wird Niraparib als Monotherapie bei erwachsenen Patientinnen mit Rezidiv eines Platin-sensiblen, gering differenzierten serösen Karzinoms der Ovarien, der Tuben oder mit primärer Peritonealkarzinose, die sich nach einer Platin-basierten Chemotherapie in Remission (komplett oder partiell) befinden, eingesetzt.

Der Bedarf an weiteren Therapiemöglichkeiten für ein fortgeschrittenes Ovarialkarzinom ist groß, da die Effektivität einer Platin-basierten Chemotherapie – der Therapiestandard – im Lauf der Zeit abnimmt und das progressionsfreie Überleben nach jeder Behandlung mit Platin kürzer wird. In dieser Situation können im Rahmen einer Erhaltungstherapie PARP-Inhibitoren eingesetzt werden. Im Unterschied zu anderen PARP-Inhibitoren wie Olaparib ist vor der Anwendung von Niraparib keine Testung des BRCA-Mutationsstatus erforderlich.

Wirkungsmechanismus

Niraparib ist ein Inhibitor der PARP-Enzyme 1 und 2 (PARP=Poly-[ADP-Ribose-]Polymerase), die bei der DNA-Reparatur von Bedeutung sind. Nach In-vitro-Studien scheint die Zytotoxizität von Niraparib auf eine Hemmung der enzymatischen Aktivität der PARP und eine vermehrte Bildung von PARP-DNA-Komplexen zurückzugehen, die letztlich in DNA-Schädigung, Apoptose und Zelltod resultieren. Eine erhöhte Zytotoxizität von Niraparib wurde dabei in Tumorzelllinien sowohl mit als auch ohne Defizienz der BRCA-1- und -2-Tumorsuppressorgene beobachtet.

Die Zulassungsstudie

Sicherheit und Wirksamkeit von Niraparib als Erhaltungstherapie wurden in einer internationalen randomisierten Placebo-kontrollierten Phase-III-Doppelblindstudie (ENGOT-OV16/NOVA) untersucht [2] (Tab. 1). Eingeschlossen waren 553 Patientinnen mit Rezidiv eines überwiegend gering differenzierten, serösen epithelialen Karzinoms von Ovar oder Tuben oder einer primären Peritonealkarzinose, die auf Platin angesprochen hatten (komplette oder partielle Remission). Ferner mussten die Probandinnen mindestens zwei Platin-basierte Vortherapien erhalten haben. Bei 203 Patientinnen lag eine BRCA-Keimbahnmutation vor, bei 305 Frauen nicht. Die Probandinnen (medianes Alter zwischen 57 und 63 Jahren) wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert und erhielten einmal täglich 300 mg Niraparib (Dosismodifikationen waren möglich; die meisten Patientinnen erhielten 200 mg) oder ein Placebo. Die Behandlung wurde bis zum Progress durchgeführt. Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben. Die Auswertung erfolgte separat für die beiden Kohorten mit BRCA-Mutation (gBRCAmut-Kohorte) bzw. ohne BRCA-Mutation (Non-gBRCAmut-Kohorte). Sekundäre Wirksamkeitsendpunkte umfassten das Chemotherapie-freie Überleben, die Zeit bis zur ersten Folgetherapie, das progressionsfreie Überleben nach der ersten Folgetherapie, die Zeitdauer bis zur zweiten Folgetherapie und das Gesamtüberleben.

Tab. 1. Design der ENGOT-OV16/NOVA-Studie [2]

Erkrankung

Platin-sensibles Ovarialkarzinom

Studienziel

Wirksamkeit von Niraparib in der Erhaltungstherapie

Studientyp/Design

Randomisiert, doppelblind, Phase III

Patienten

553

Intervention

  • Niraparib
  • Placebo

Primärer Endpunkt

Progressionsfreies Überleben

Sponsor

Tesaro

Studienregisternummer

NCT01847274
(ClinicalTrials.gov)

Im Vergleich mit der Placebo-Gruppe verlängerte die Einnahme von Niraparib das progressionsfreie Überleben bei Frauen mit und ohne BRCA-Keimbahnmutation signifikant. Das Risiko für eine Krankheitsprogression oder Tod wurde durch Niraparib bei Frauen mit BRCA-Keimbahnmutation um 73% (HR 0,27) und bei Frauen ohne BRCA-Keimbahnmutation um 55% verringert (HR 0,45) (Tab. 2). Das entspricht bei Frauen mit BRCA-Mutation einer Vervierfachung der Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung, aber auch Frauen ohne BRCA-Mutation sprachen mit einer guten Verdoppelung des progressionsfreien Überlebens auf die Therapie an. Neben dem progressionsfreien Überleben waren auch das Chemotherapie-freie Intervall und die Zeit bis zur ersten nachfolgenden Therapie durch die Erhaltungstherapie mit Niraparib in beiden Kohorten signifikant verlängert.

Tab. 2. Ergebnisse für den primären Studienendpunkt in der ENGOT-OV16/NOVA-Studie

gBRCAmut-Kohorte

Non-gBRCAmut-Kohorte

Niraparib

(n=138)

Placebo

(n=65)

Niraparib

(n=234)

Placebo

(n=116)

Medianes progressionsfreies Überleben (95%-Konfidenzintervall)

21,0

(12,9–nicht erreicht)

5,5

(3,8–7,2)

9,3

(7,2–11,2)

3,9

(3,7–5,5)

p-Wert

<0,0001

<0,0001

Hazard-Ratio
Niraparib vs. Placebo

(95%-Konfidenzintervall)

0,27

(0,17–0,41)

0,45

(0,34–0,61)

Unerwünschte Wirkungen

Die in der Zulassungsstudie am häufigsten beobachteten Grad-3/4-Nebenwirkungen waren in der Niraparib-Gruppe Thrombozytopenie (33,8%), Anämie (25,3%) und Neutropenie (19,6%). Diese hämatologischen Nebenwirkungen konnten durch Dosismodifikationen korrigiert werden. Grad-3/4-Fatigue und Bluthochdruck traten jeweils bei 8,2% der Patientinnen auf. Die Rate an Therapieabbrüchen aufgrund von Thrombozytopenie, Neutropenie und Anämie lag bei 3% bzw. 2% und 1%.

Niraparib (Zejula®)

Die Dosierung beträgt drei 100-mg-Hartkapseln einmal pro Tag, entsprechend einer Gesamttagesdosis von 300 mg. Die Einnahme kann unabhängig von der Nahrungsaufnahme erfolgen. Es wird empfohlen, die Behandlung bis zum Auftreten einer Krankheitsprogression fortzusetzen. Dosismodifikationen und Therapiepausen aufgrund unerwünschter Wirkungen sind möglich. Das Vorgehen hierzu ist explizit in der Fachinformation beschrieben [1].

Quelle

Prof. Dr. Sven Mahner, München, Prof. Dr. Felix Hilpert, Hamburg; Pressekonferenz zur Markteinführung von Zejula® am 28. November 2017 in München; veranstaltet von Tesaro.

Literatur

1. Fachinformation Zejula®. Stand November 2017 (Zugriff am 28.12.2017).

2. Mirza MR, et al. Niraparib maintenance therapy in platinum-sensitive, recurrent ovarian cancer. N Engl J Med 2016;375:2154–64.

3. www.ema.europa.eu (Zugriff am 28.12.2017).

Die Beiträge in der Rubrik Pressekonferenzen werden von freien Journalisten im Auftrag der Redaktion verfasst. Die Herausgeber der Zeitschrift übernehmen keine Verantwortung für diesen Heftteil.

Ist Zejula eine Chemotherapie?

Niraparib (Handelsname Zejula) ist seit November 2017 für Frauen mit fortgeschrittenem hochgradigem epithelialen Ovarialkarzinom zugelassen. Es kommt seitdem für Patientinnen infrage, die bereits zwei platinbasierte Chemotherapie erhalten haben und bei denen ein später Rückfall aufgetreten ist.

Wie wirkt Lynparza?

Wie wirkt Lynparza? Der Wirkstoff in Lynparza, Olaparib, hemmt die Wirkung von als humane Poly(ADP-Ribose)-Polymerase (PARP) bezeichneten Enzymen, die im Rahmen der Zellteilung an der Reparatur beschädigter DNA in den Zellen (sowohl in normalen als auch in Krebszellen) beteiligt sind.

Wie lange überleben mit Olaparib?

Lebenserwartung: Die Studie deutet darauf hin, dass Olaparib das Leben von Patientinnen und Patienten verlängern kann, wenn diese zuvor noch keine Chemotherapie für den metastasierenden Brustkrebs erhalten haben: Die Personen, die Olaparib einnahmen, verstarben im Mittel ( Median) nach etwa 23 Monaten.

Wie lange kann man Niraparib einnehmen?

Niraparib in der Erhaltungstherapie In der AGO-OVAR 2.22/ENGOT-OV16/NOVA-Studie [2] wurde sowohl bei Patientinnen mit als auch bei Patientinnen ohne BRCA-Mutation das progressionsfreie Überleben verlängert (21,0 vs. 5,5 Monate unter Placebo bzw. 9,3 vs. 3,9).

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