Was ist der unterschied zwischen heiße und kalte knoten schilddrüse

Schätzungen zufolge kommen Knoten in der Schilddrüse bei etwa jedem dritten Deutschen vor. Je nachdem, ob diese Areale der Schilddrüse besonders viele oder wenige Hormone produzieren, werden sie als heißer Knoten oder kalter Knoten bezeichnet.

Knoten in der Schilddrüse – ein häufiges Problem

Wie Prof. Jochen Kußmann, Schilddrüsenspezialist am Endokrinen Zentrum der Schön Klinik in Eilbek, gegenüber der "Apotheken Umschau" erklärt, gehören Knoten in der Schilddrüse zu den häufigsten Schilddrüsenproblemen. "Schätzungen zufolge haben mindestens 30 Prozent der Deutschen Schilddrüsenknoten", so der Spezialist.

Als Knoten werden Bereiche in der Schilddrüse bezeichnet, in denen die Hormonproduktion nicht ordnungsgemäß verläuft. Areale, in denen die Schilddrüse übermäßig viele Hormone produziert, werden heiße Knoten genannt. Schilddrüsenbereiche hingegen, in denen die Hormonproduktion nur sehr gering oder gar ganz zum Erliegen gekommen ist, werden als kalte Knoten bezeichnet. Auch wenn die Bezeichnungen "heißer Knoten" und "kalter Knoten" darauf schließen lassen könnten – mit Temperaturunterschieden haben diese Begriffe nichts zu tun. Die Namen weisen darauf hin, wie sich die Knoten in der Schilddrüse bei der sogenannten Szintigrafie verhalten, einem bildgebenden Verfahren, das zur Untersuchung der Schilddrüse eingesetzt wird.

Während ein kalter Knoten bei der Szintigrafie in den kalten Farbtönen blau und violett sichtbar wird, zeigt sich ein heißer Knoten in warmen Orange- oder Rottönen.

Kalter Knoten als Folge von Erkrankungen

Die Entstehung kalter Knoten in der Schilddrüse kann vor allem im Anschluss an eine Schilddrüsenentzündung oder nach dem Auftreten von Zysten beobachtet werden. Kalte Knoten können sich in sehr seltenen Fällen bösartig verändern und sich zu Schilddrüsenkrebs entwickeln. Wird ein kalter Knoten entdeckt, sollten deshalb unbedingt weitere Untersuchungen erfolgen, um ein eventuell vorhandenes Schilddrüsenkarzinom, eine lebensbedrohlich Krankheit, frühzeitig behandeln zu können.

Ursachen heißer Knoten in der Schilddrüse

Heiße Knoten in der Schilddrüse können in Folge von Jodmangel entstehen. Erhält der Körper nicht genügend Jod, bildet die Schilddrüse weniger Hormone. Um dem entgegenzuwirken, steigert das Organ die Aktivität der Zellen in den Knoten. "Heiße Knoten führen häufig zu einer Schilddrüsenüberfunktion", erklärt Kußmann.

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Behandlung kalter und heißer Knoten

Häufig bleiben Knoten in der Schilddrüse lange Zeit unentdeckt, weil sie bei einer geringen Größe oft keine Beschwerden hervorrufen. Wird jedoch eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt, können Knoten oftmals als Ursache festgestellt werden. Eine Operation ist dann meist das Mittel der ersten Wahl.

Stand: 12.10.2020 12:09 Uhr  | Archiv

Schilddrüsenknoten sind häufig und meist harmlos. Gutartige Knoten lassen sich schonend per Hitze oder radioaktivem Jod behandeln. Bei bösartigen Knoten ist eine klassische OP unvermeidbar.

Knoten in der Schilddrüse werden oft zufällig beim Abtasten des Halses oder bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Die häufigste Ursache für Schilddrüsenknoten ist Jodmangel. In vielen Fällen verursachen die Knoten keine Beschwerden und müssen nicht behandelt werden. Je nach Lage und Größe können sie aber ein Druckgefühl, Heiserkeit oder Räusperzwang verursachen.

Über die Behandlung entscheidet auch die Art des Knotens:

  • Heiße Knoten produzieren Schilddrüsenhormone und sind immer gutartig. Sie können mit modernen Hitzeverfahren und der Radiojodtherapie behandelt werden.
  • Kalte Knoten produzieren keine Hormone und können bösartig sein. Besteht der Verdacht auf Krebs, müssen kalte Knoten mit einer herkömmlichen OP per Skalpell entfernt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Tumorgewebe vollständig entfernt wurde. Gutartige kalte Knoten kommen auch für Hitzeverfahren infrage.

Thermoablation: Hitze gegen Knoten

Die Abtragung von Gewebe durch Hitze (Thermoablation) ist ein Verfahren zum Entfernen von heißen Knoten in der Schilddrüse. Dabei wird das Gewebe auf Temperaturen von etwa 60 bis 90 Grad erhitzt und so zerstört. Das übrige Schilddrüsengewebe bleibt unverletzt.

Die Wirkung setzt mit einer zeitlichen Verzögerung ein: Etwa drei Monate nach der Behandlung verkleinern sich die Knoten um 50 bis 60 Prozent ihrer Ausgangsgröße. Das Risiko, dass das Gewebe wieder nachwächst, ist gering.

Um die Hitze im Knoten zu erzeugen, stehen drei verschiedene Techniken zur Verfügung:

  • Hochfokussierter Ultraschall (HIFU)
  • Radiofrequenzablation
  • Mikrowellenablation

Nebenwirkungen von Thermoablation und OP

Bei der Thermoablation beträgt das Risiko für eine Schädigung des Stimmbandnervs weniger als ein Prozent. Mögliche Folgen sind eine Lähmung der Stimmbänder, Heiserkeit oder der Verlust der Stimme.

Bei einer herkömmlichen OP liegt das Risiko bei ein bis zwei Prozent. Außerdem kann es zu einer versehentlichen Entfernung der sehr kleinen Nebenschilddrüsen kommen, die den Kalziumstoffwechsel regulieren.

HIFU-Therapie mit gebündeltem Ultraschall

Zur Behandlung gutartiger heißer und kalter Schilddrüsenknoten mit einem Volumen von bis zu 10 Millilitern eignet sich die sogenannte hochintensive fokussierte Ultraschalltherapie (HIFU). Dabei bündelt ein Spezialgerät Ultraschallwellen von außen auf einen Punkt innerhalb der Schilddrüse. Die entstehende Hitze kann zu Schmerzen auf der Haut führen. Deshalb wird die Ultraschalltherapie unter lokaler Betäubung durchgeführt. Die Behandlung dauert je nach Knotengröße zwischen 15 und 45 Minuten. Drei Monate nach einer HIFU-Therapie reduziert sich das Volumen der Knoten etwa um die Hälfte.

Nicht geeignet für eine Ultraschalltherapie sind sehr große und tiefliegende Knoten und Knoten, die nah an Blutgefäßen und Nerven liegen. Auch beim Verdacht auf einen bösartigen Knoten darf das Verfahren nicht angewendet werden. Die Kosten für diese neue ambulante Therapie werden bislang nur von wenigen Krankenkassen übernommen.

Radiofrequenzablation: Therapie mit Wechselstrom

Die Radiofrequenzablation (RFA) basiert auf der Wirkung von hochfrequentem Wechselstrom. Sie eignet sich zur Behandlung mittelgroßer Knoten. Nach einer örtlichen Betäubung der Haut wird dabei unter Ultraschallkontrolle eine stricknadeldicke Sonde in den Knoten eingeführt. Ein Stromfluß erzeugt ein elektrisches Feld und erhitzt dadurch das Gewebe. Die Methode eignet sich vor allem zur Behandlung von kalten Knoten.

Mikrowellenablation: Therapie mit elektromagnetischen Wellen

Größere gutartige Knoten in der Schilddrüse lassen sich mit einer Mikrowellenablation (MWA) behandeln. Dabei wird die benötigte Wärme erzeugt, indem Wasser durch elektromagnetische Wellen in Schwingung versetzt wird. Auch bei diesem Verfahren wird eine stricknadeldicke Sonde in den Knoten eingeführt.

Radiojodtherapie: Therapie gegen heiße Knoten

Eine bewährte Alternative bei heißen Knoten ist die Radiojodtherapie. Dabei bekommen Betroffene winzige Mengen radioaktiven Jods verabreicht, das sich in den stoffwechselaktiven (heißen) Schilddrüsenzellen anreichert und dort gezielt Gewebe zerstört. Heiße Knoten lassen sich so gezielt behandeln, ohne dass das restliche Schilddrüsengewebe beeinträchtigt wird.

Experten zum Thema

Dr. Merve Abel, Fachärztin Nuklearmedizin
Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin
Abteilung für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg

Dr. Christian Bossong, Facharzt Nuklearmedizin
Nuklearmedizin Ahrensburg
Gesundheitszentrum Ahrensburg
Hamburger Str. 23
22926 Ahrensburg
(04102) 666 939 0
www.nuklearmedizinahrensburg.de

Dr. Andreas Niesen, Chefarzt
Nuklearmedizische Klinik
Diakovere Henriettenstift
Marienstr. 72-90
30171 Hannover
www.diakovere.de

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Visite | 13.10.2020 | 20:15 Uhr

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Was ist schlimmer kalte oder warme Knoten?

Heiße Knoten sind gutartig, so dass nicht in jedem Fall operiert werden muss, sondern zunächst auch eine medikamentöse oder eine Radiojodbehandlung möglich ist. Kalte Knoten sind dagegen Gewebeveränderungen ohne Funktion innerhalb der Schilddrüse. Sie produzieren keine Hormone, sind also inaktiv.

Was ist gefährlicher kalter oder warmer Knoten Schilddrüse?

Schilddrüsenknoten: Gefährlich oder nicht? Die meisten Schilddrüsenknoten sind harmlos. Das gilt vor allem für die sogenannten heißen (hormonproduzierenden) Knoten. Bei kalten (inaktiven) Knoten ist das Krebsrisiko etwas höher, es liegt bei etwa vier Prozent.

Wie erkennt man kalte oder heiße Knoten?

Schilddrüsenknoten können durch den Arzt getastet werden, sind aber im Ultraschall besser erkennbar. Zusätzlich wird das Szintigramm eingesetzt, das zwischen so genannten "heißen Knoten" und "kalten Knoten" (wenn der Knoten größer als 1 cm ist) unterscheiden kann.

Wie gefährlich ist ein kalter Knoten in der Schilddrüse?

In szintigraphisch kalten Koten können bösartige Tumoren auftreten. Allerdings ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sich in einem kalten Knoten bösartiges Gewebe befindet, mit etwa 3 % – 5 % gering. Die Wahrscheinlichkeit, dass der kalte Knoten gutartig ist, beträgt also über 95 %.

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