Was ist der unterschied zwischen glucosaminhydrochlorid und glucosaminsulfat

Glucosamin

Arzneimittelgruppen

Glucosamin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Aminozucker, der als Nahrungsmittelergänzung zur Behandlung von Arthrosen eingenommen wird. Glucosamin soll schmerzlindernd und entzündungshemmend sein und die Knorpelsubstanz schützen oder aufbauen. Die klinische Wirksamkeit ist bei Fachleuten umstritten und Glucosamin ist in der Schweiz bisher nicht als Arzneimittel zugelassen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Der Wirkstoff soll bei Asthma, Diabetes und Hypercholesterinämie mit Vorsicht angewandt werden.

synonym: Glucosaminum, Glucosamini hydrochloridum PhEur, Glucosaminhydrochlorid, Glucosaminsulfat, Chitosamin, Glucosamine INCI, Glucosaminsulfat-Natriumchlorid PhEur

Produkte

Glucosamin ist unter anderem in Form von Kapseln, Tabletten und als Flüssigkeit im Handel.

Struktur und Eigenschaften

D-Glucosamin oder 2-Amino-2-deoxy-β-D-glucose (C6H13NO5, Mr = 179.17 g/mol) ist ein Aminozucker, der in Wasser und hydrophilen organischen Lösungsmitteln leicht löslich ist. Seine Struktur ist bis auf die Aminogruppe, welche eine Hydroxygruppe ersetzt, mit der von Glucose identisch. In Arzneimitteln liegt es als Glucosaminsulfat oder Glucosaminhydrochlorid vor.

Glucosamin wird meist aus marinen Quellen gewonnen, aus Schalentieren wie Krebsen und Garnelen, denn das im Exoskelett enthaltene Chitin ist ein Polymer aus N-Acetyl-D-glucosamin. Glucosamin kann auch synthetisch hergestellt werden. Das sogenannte „biologische“ oder „ökologische“ Glucosamin stammt vom Pilz Aspergillus niger, der auf Maiskulturen gedeiht und ist auch für Schalentierallergiker und Vegetarier geeignet. Glucosamin ist ein Bestandteil von N-Acetylglucosamin, Hyaluronsäure, Heparinen, Chondroitinsulfat und Glykosaminoglykanen.

Wirkungen

Glucosamin (ATC M01AX05 

) ist eine körpereigene Substanz, die zum Aufbau von Knorpelbestandteilen benötigt wird, z.B. der Glykosaminoglykane oder der Glykoproteine. Es ist möglicherweise schmerzlindernd, entzündungshemmend, knorpelschützend, knorpelaufbauend und kann die Symptome der Arthrose lindern und ihren Verlauf verzögern. Glucosamin ist im Vergleich zu anderen Nahrungsmittelergänzungen relativ gut untersucht. Die klinische Wirksamkeit ist aber stark umstritten und bisher nicht eindeutig erwiesen. Der Wirkmechanismus ist unbekannt. Möglicherweise fungiert Glucosamin als Substrat für die Synthese der Proteoglykane, stimuliert deren Synthese oder hemmt Entzündungsmediatoren.

Anwendungsgebiete

Glucosamin wird als Nahrungsmittelergänzung zur Linderung der Beschwerden bei Arthrosen eingenommen, zum Beispiel bei Kniegelenksarthrosen. Es ist dazu in der Schweiz nicht als Arzneimittel zugelassen.

Dosierung

Nach Angaben des Herstellers. Die übliche Tagesdosis liegt bei bis zu 1500 mg, verabreicht als Einzeldosis oder verteilt auf drei Dosen zu je 500 mg, mit den Mahlzeiten und ausreichend Wasser. Eine mögliche Besserung der Symptome tritt verzögert erst nach 4 bis 8 Wochen regelmässiger Einnahme ein.

Kontraindikationen

Bei Überempfindlichkeit darf Glucosamin nicht eingenommen werden. Einige Produkte werden aus Schalentieren hergestellt und sind für Menschen mit einer Schaltentierallergie nicht geeignet. Eine Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren und von Schwangeren oder Stillenden wird aufgrund fehlender Daten nicht empfohlen. Bei älteren Menschen, eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion, Menschen mit Diabetes mellitus (Glucoseintoleranz), dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Asthma bronchiale sollte Glucosamin nur mit Vorsicht und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden.

Interaktionen

Es liegen keine ausreichenden Daten zu Arzneimittel-Wechselwirkungen vor. Interaktionen mit Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin (orale Antikoagulantien) wurden beschrieben. Glucosamin kann die Serumkonzentration von Tetrazyklinen erhöhen, was deren unerwünschte Wirkungen verstärken könnte.

Unerwünschte Wirkungen

Glucosamin scheint generell gut verträglich zu sein. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Sodbrennen, Geschmacksstörungen, Durchfall und Verstopfung. Auch über Kopfschmerzen, Müdigkeit und allergische Reaktionen wurde berichtet. In seltenen Fällen kann möglicherweise eine Hypercholesterinämie auftreten oder ein Asthma bronchiale und ein Diabetes mellitus verschlechtert werden. Dies ist allerdings nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden.

siehe auch

Chondroitinsulfat, Symptomatic slow acting drugs in osteoarthritis, Arthrose, Chitosan

Literatur

  • Arzneimittel-Fachinformation (DL), Produkte-Gebrauchsinformationen (CH)
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Autor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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