Madame mallory und der duft von curry drehort

Französische Raffinesse gegen indische Würze: In "Madame Mallory und der Duft von Curry" gerät Helen Mirren in eine kulinarische Auseinandersetzung in der französischen Provinz - mit durchaus süßlichem Beigeschmack.

Madame hat eigentlich nicht die Absicht, sich wegen des Gewürzrauschs in der Küche gegenüber groß den Kopf zu zerbrechen. Ihr gehört ein Restaurant am Rande eines kleinen Ortes in Südfrankreich, einen Stern hat ihr Lokal, eine perfekt renovierte Fassade und Damasttischdecken.

Gegenüber ist nun eine indische Familie eingezogen. Mit den Vorbesitzern ist sie fertig geworden, und dass ihr diese Inder ernstlich Konkurrenz machen können, glaubt sie nicht wirklich - mit ihrem alten Häuschen und dem Innenhof mit den schäbigen Holzmöbeln, und den Currys und den bunten Lämpchen. Aber sie ist vorsichtshalber trotzdem auf der Hut. Wenn sie wüsste, was des neuen Kochs Spezialität ist, würde sie sich wundern: Seeigel. In Curry, klar.

Lasse Hallströms neuer Film "Madame Mallory und der Duft von Curry" wäre nur die Hälfte wert ohne seine Hauptdarstellerin, Dame Helen Mirren, die göttlich und sehr schön diabolisch ist, hochnäsig und durchtrieben.

Voller Herablassung taucht sie am Vorabend der Eröffnung im neuen indischen Restaurant auf, mit geheuchelter Höflichkeit erkundigt sie sich nach der Speisekarte. Hassan Kadam (Manish Dayal) und sein Vater lassen sie arglos draufschauen, aber am nächsten Morgen gibt es eine böse Überraschung: Alle Lebensmittel, die sie bräuchten, hat Madame Mallory auf dem nächsten Markt einfach weggekauft.

Dass die Familie Kadam diesen Neuanfang dringend bräuchte - sie haben Indien verlassen nach dem Tod der Mutter, das Restaurant, das sie dort hatten, wurde bei Unruhen verwüstet - weiß sie nicht einmal. Dafür weiß sie etwas anderes: Was gut ist, ist weder Geschmackssache noch eine Frage der Herkunft. Es gibt tausendundeine Art, aus demselben Fisch etwas Köstliches zu machen.

Reinen Herzens schädlich

So entbrennt ein Kleinkrieg der Köche. Papa Kadam und Madame Mallory bleiben einander nichts schuldig in Stur- und Boshaftigkeit, schwärzen sich gegenseitig bei den Behörden an, schnappen sich die besten Fische weg und sprühen Gift.

Auch die Stimmung im Ort ist nun vergiftet, was leider die lokalen Rechten anstachelt, von denen einer in Madames Küche arbeitet. Da wird es dann Zeit für eine Klärung der Fronten - so eine ist sie nicht, da steht sie Papa Kadam doch lieber bei.

Vor allem aber erkennt sie, dass Hassan, der Sohn des Hauses, eine große Gabe hat, und verliebt sich in seine Kochkünste. Reinen Herzens tut sie der Familie damit das Schlimmste an - indem sie ihn abwirbt und überredet, in ihrem Restaurant gegenüber auch die französische Cuisine zu erlernen. Der junge Mann begreift schnell, wie er französische Raffinesse mit den Gewürzen Indiens vermählen kann.

Schlicht, aber nicht papssüß

Was nun die Rezeptur von Filmen betrifft, liebt Lasse Hallström es, Familien neu zusammenzuwürfeln, und er tut das bevorzugt in schönen Landschaften, was dann auf jeden Fall schon mal für Schauwerte sorgt; seine Werke haben auch gerne einen süßlichen Beigeschmack.

Manchmal übertreibt er es dabei, dann kommt so etwas wie "Chocolat" heraus; manchmal aber beweist er einfach, wie grandios das Kino sein kann, wenn es sentimental wird: bei "Gilbert Grape" etwa, "Gottes Werk und Teufels Beitrag" oder "Ein ungezähmtes Leben".

"Madame Mallory" liegt irgendwo zwischen diesen Polen - so großartig wie "Gottes Werk" ist der Film nicht, dazu ist die Geschichte mit dem Restaurant, den Rassisten und den Guide-Michelin-Sternen viel zu schlicht. Aber pappsüß schmeckt "Madame Mallory" nun auch wieder nicht. Dazu ist die Familienzusammenführung, die den Kadams bevorsteht, zu eigenartig. Und man möchte Hallström und Helen Mirren schon gern glauben, dass man mit dem Essen fast alles erklären kann: Man sieht nur mit dem Gaumen gut.

The Hundred-Foot Journey, USA/ Indien/Arabische Emirate 2014 - Regie: Lasse Hallström. Drehbuch: Steven Knight nach dem Roman von Richard C. Morais. Kamera: Linus Sandgren. Mit: Helen Mirren, Om Puri, Manish Dayal. Constantin, 119 Minuten.

Richard Morais’ Romandebüt „The Hundred-Foot Journey“ war ein Welterfolg. Es geht ums Essen und die Liebe, um Indien und Frankreich sowie eine aristokratische Restaurantbesitzerin, die der plötzliche Anprall des Lebens aus ihrer Starre befreit – sämtlich Komponenten, die gerne eine Verfilmung nach sich ziehen. Für die Idee haben sich Steven Spielberg und Oprah Winfrey als Produzenten erwärmt, Regie führt der Genre-Spezialist Lasse Hallström („Chocolat“), die Hauptrolle spielt Helen Mirren. Leider hat der deutsche Verleih statt des lakonisch präzisen Originaltitels „Madame Mallory und der Duft von Curry“ gedrechselt und sich vage an die Titel von Kitsch-Bestsellern angehängt. Aber irgendwie passt es doch. Denn der Film mag stockkonventionell sein – und ist doch wunderbares Hollywood-Schauspielerkino.

Die Story liest sich wie ein Déjà-vu der Küchen-Drehbücher von „Ratatouille“ bis „Bella Martha“ plus Clash of Cultures – als handele es sich um das US-Remake eines kleinen und erfolgreichen europäischen Films. Der junge, genialische Instinktkoch Hassan Kadam (Manish Dayal) wird unter gewaltsamen Umständen aus dem Restaurant der Familie in Bombay vertrieben. Er landet in der tiefsten südfranzösischen Provinz, wo sein Vater, aufrecht stur gespielt vom Bollywood-Übervater Om Puri, direkt gegenüber dem klassisch französischen Sternerestaurant von Madame Mallory das „Maison Mumbai“ eröffnet. Trotz der ortsüblichen Widerstände, trotz Lieferantenboykott und Brandanschlag etabliert der Jungkoch seine feine Curry-Küche, gewinnt das Herz der schönen Sous-Chefin von gegenüber (Charlotte Le Bon), überzeugt Madame Mallory von seinem Können und wechselt selbst die Straßenseite – die lange Hundert-Fuß-Reise, auf die der Originaltitel anspielt. Bald beginnt die Magie der Michelin-Sterne zu wirken, Hassan legt einen märchenhaften kulinarischen Aufstieg hin, gerät in die unausweichliche Krise. Und wenn sie nicht gestorben sind …

Helen Mirren macht den Film zu ihrem Film

Dass man nahezu sämtliche Wendungen der Story vorausahnt, ändert nichts an ihrer Eindringlichkeit. Die Dialoge, im Original wechselnd zwischen Französisch und Englisch mit indischen Einsprengseln, sind pointiert und witzig, die Ausstattung ist opulent bis ins Detail und kaum ein Küchenfilm widmet sich dem Essen selbst so sinnlich und detailfreudig, ohne dass es nach Kochshow oder Werbespot aussähe. Und: Natürlich macht Helen Mirren den Film zu ihrem Film. Die Wandlung der eifersüchtigen Zicke zur empathischen Gönnerin meistert sie so virtuos, wie sie zuletzt auch die Queen in ihrem seelischen Gefängnis verkörperte. In einer der Schlüsselszenen ist sie nur von hinten zu sehen – und eine nur leichte Straffung des Oberkörpers und ein einfaches Aufrecken des Halses machen ihre Verzückung über ein Omelette deutlich.

Auch das Drehbuch geht Klischees – hier die kalte, entwurzelte Pariser Avantgarde, dort die warme ländliche Traditionsküche – keineswegs aus dem Wege. Aber der Gegensatz wird nicht denunziatorisch übertrieben, und sogar die jeweilige Küchenstilistik ist ganz auf der Höhe der Zeit. Ein indisches Restaurant wie das „Maison Mumbai“ ganz in der Nähe? Das wäre fein.

Astor Film Lounge, Blauer Stern, Capitol, Cinemaxx, Cinestar Tegel, Delphi, International, Kulturbrauerei, Titania Palast. OmU: Yorck, Neues Off

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Wo wurde Madame Mallory und der Duft von Curry gedreht?

Die Studioaufnahmen entstanden in den Studios de Paris, La Cité du Cinéma, Saint-Denis.

Wer ist Hassan Kadam?

Die Geschichte ähnelt manchmal auch der von Floyd Cardoz. Im Film ist es die Familie des jungen indischen Kochs Hassan Kadam, die in ein südfranzösisches Dörfchen zieht. Der Vater Kadam eröffnet dort ein indisches Restaurant, und nur die Nachbarin freut sich nicht darüber.

Wer streamt es Madame Mallory und der Duft von Curry?

Du kannst "Madame Mallory und der Duft von Curry" bei Netflix legal im Stream anschauen, bei Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Chili, Videobuster, MagentaTV, Microsoft Store, Apple iTunes, Sky Store, Rakuten TV, maxdome Store online leihen oder auch bei Amazon Video, Google Play Movies, YouTube, Apple iTunes, ...

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