Wenn ich von Paaren mit getrennten Schlafzimmern höre, werde ich neidisch. Egal, ob der Grund für die nächtliche Separation Schnarchen, kleine Kinder oder Nachtschichten sind. Ich würde so ziemlich alles in Kauf nehmen, um endlich wieder allein schlafen zu gehen – und vor allem, wann und wie ich will. Kurz vor Mitternacht oder erst um halb vier, lesend, Tee schlürfend oder mit einer dicken Schicht Erkältungsbalsam auf der Brust. Aber leider sind meine Nächte fremdbestimmt, seit ich mit meinem Freund zusammenlebe.
Vor zehn Jahren, am Anfang unserer Beziehung, fand ich es noch schmeichelhaft, dass er angeblich besser einschlafen kann, wenn ich neben ihm liege. Inzwischen fühle ich mich von dieser Behauptung emotional erpresst. Vor allem, weil es dabei weniger um mich zu gehen scheint als um die richtigen Rahmenbedingungen für seine Erholung.
Das fängt mit den Geräuschen an. Ich soll zusammen mit ihm das Nachttischlicht ausmachen, weil ich dann erstens nicht mehr in der Wohnung herumklappern kann, während er versucht einzuschlafen, und ihn zweitens auch nicht störe, wenn ich zu einem späteren Zeitpunkt ins Bett krieche. (Dabei habe ich es inzwischen perfektioniert, ganz, ganz leise die Tür zu öffnen, wieder zu schließen und mich bis zu meiner Bettseite zu schleichen – besser könnte das James Bond auch nicht machen. Das einzige mit menschlichem Gehör wahrnehmbare Geräusch ist das Knarren des Lattenrosts, wenn ich mich vorsichtig auf die Matratze und unter die Decke rolle.)
Die Schlafenszeiten stimmen nicht
Ich selbst habe unerhört gute Schlaffähigkeiten, die ich schon oft im Kino, im Theater oder auf Partys unter Beweis gestellt habe. Geräusche sind für mich kein Hindernis, wenn ich wirklich müde bin. Aber das Bedürfnis nach Stille beim Einschlafen kann ich zumindest auf rationaler Ebene nachvollziehen.
Anders verhält es sich mit der bevorzugten Schlafenszeit meines Freundes. Die ist zwischen 22 und 22.30 Uhr. Aber mal ehrlich, kein vernünftiger Mensch geht zu dieser Zeit freiwillig ins Bett, wenn er nicht krank ist, am nächsten Morgen Frühdienst hat oder den ganzen Tag von kleinen Kindern auf Trab gehalten wurde. Um 22 Uhr haben die „Tagesthemen“ noch nicht begonnen, und an einem Kneipenabend mit Freunden hat man sich da – in vorpandemischen Zeiten – gerade noch ein weiteres Getränk bestellt. Mein Tag kann zu dieser viel zu frühen Uhrzeit noch nicht zu Ende gehen. Und vor allem nicht nur deshalb, weil es jemand anderes gerne so hätte.
Dabei wäre ich durchaus kompromissbereit. Ich würde mich jederzeit auf eine „Schon ins Bett gehen, aber noch lesen“-Lösung einlassen. Aber in Büchern lesen ist böse, weil die Lampe zu hell leuchtet. Handynachrichten lesen ist böse, weil der Bildschirm zu hell leuchtet. Und selbst Podcasts zu hören ist böse, weil das winzige Licht an den Kopfhörern zu hell leuchtet. Meine Hinweise auf eine im Haushalt vorhandene Schlafbrille und eine (von ihm gekaufte) Vorratspackung Ohropax ignoriert er geflissentlich.
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Jedes Mal, wenn mein Freund abends unterwegs ist und ich nicht weiß, wann er wieder daheim sein wird, kann ich nicht schlafen. Gestern war genau so ein Tag, an dem ich um 22 Uhr im Bett lag, er jedoch erst um 1 Uhr nach Hause kam – rate mal, wer diesen Artikel mit tellergroßen Schatten unter den Augen tippt. Und genau deshalb habe ich ein wenig recherchiert und weiß jetzt, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin. So können vor allem Frauen ohne ihren Partner nicht
einschlafen. Manche Menschen schlafen am liebsten allein. Andere hingegen brauchen das Gefühl der Geborgenheit, um gut schlafen zu können. Tatsächlich hat eine Studie zum
Schlafverhalten von Paaren an der Christian-Albrechts Universität in Kiel gezeigt, dass es grundsätzlich schlaffördernd ist, neben dem Partner oder der Partnerin zu schlafen. In unserem Artikel
„Zusammen schlafen“ liest du mehr dazu. Was aber, wenn dein Freund oder deine Freundin eine Nachteule ist und deutlich später ins Bett geht als du? Oder wenn er oder sie öfter mal auf Geschäftsreise muss? Vielleicht hast du auch das gleiche Problem wie ich, ohne Partner nicht einschlafen zu können, wenn du weißt, dass
er oder sie noch nach Hause kommt – die Frage ist nur wann. Ich habe mir einmal angeschaut, welche verschiedenen Schlafstörungs-Typen es in diesem Zusammenhang gibt und was Expert:innen raten, dagegen zu tun. Eine
Studie, die 2017 in der Cambridge University Press veröffentlicht wurde, konnte zeigen, dass das Gefühl von Einsamkeit und eine
schlechte Schlafqualität gerade bei jungen Menschen in einem klaren Zusammenhang stehen. Das könnte vor allem daran liegen, dass unser Körper das Stresshormon Cortisol ausschüttet, wenn wir uns einsam fühlen. Das wiederum führt zu einer inneren Unruhe, die dazu führt, dass wir nicht einschlafen können. Nun ist es natürlich nicht erstrebenswert, den eigenen Schlafrhythmus vom Partner oder der Partnerin abhängig zu wissen. Das Problem, allein nicht einschlafen zu können,
führt zu einem Abhängigkeitsverhältnis. Wenn du schon Panik bekommst, weil dein:e Partner:in einen Kurzurlaub ohne dich ankündigt, steckst du schon mitten drin. Aber was tun? Du musst lernen, allein schlafen zu können. Am schnellsten gelingt dir das, wenn ihr (sofern ihr genug Platz habt) getrennte Schlafzimmer einrichtet. Das mag am Anfang schwer sein, bringt aber neben deiner neuen Unabhängigkeit auch viele weitere Vorteile mit sich. Mehr dazu liest du unten. Ist es in eurer Wohnsituation nicht möglich, getrennt zu schlafen, brauchst du eine Schlafroutine, die du losgelöst vom Partner bzw. von der Partnerin
anwendest. Auch hierzu erzähle ich später mehr in den allgemeinen Schlaftipps. Mein Problem, das ich mit vielen Menschen teile, ist nicht, dass ich prinzipiell nicht ohne meinen Freund schlafen kann. Sondern ich kann dann nicht einschlafen, wenn er noch nach Hause kommt. Ist er im Urlaub oder übernachtet er bei
einem Kumpel – kein Problem! Da schlafe ich meistens sogar besser, weil ich mehr Platz im Bett und Ruhe habe. Die Paartherapeutin Vera Matt erklärt dazu: „Es scheint so zu sein, als ob unbewusst solange eine Hab-Acht-Stellung beibehalten wird, bis das Rudel komplett ist. Das Nicht-Schlafen-Können ohne den Partner bedeutet in diesem Fall, dass
du innerlich im Wartemodus bist.“ Die Schlafstörung hat also keinen romantischen Hintergrund á la „Ich vermisse ihn so sehr“, sondern liegt an einer inneren Wachsamkeit, weil ich weiß, dass da noch jemand kommt. Nun raten manche zu Ohropax, damit man keine Geräusche mehr wahrnimmt. Mich macht das aber noch nervöser, weil ich nun nicht höre, wenn die Tür aufgeschlossen wird. Ein anderer Tipp ist es, selbst
auswärts zu schlafen. Das funktioniert bestimmt bei einigen, ich persönlich hasse es aber, wo anders zu übernachten. Mein Freund und ich haben uns nun also auf Folgendes geeinigt: Wenn er abends ausgeht oder länger auf einer Party bleibt, schläft er bei einem Kumpel. Falls das nicht geht, einigen wir uns auf eine Uhrzeit, zu der er nach Hause kommt. Da kann er ruhig hochstapeln, denn wenn er dann doch früher kommt, ist das nicht das Problem. Für mich ist es einfacher, zu
wissen: „Es ist 23 Uhr und er kommt um 1. Vor 1 Uhr wird hier nichts passieren.“ Das nimmt mir das Gefühl des Wartens, ebenso wie wenn er angekündigter weise gar nicht nach Hause kommt. Um zu lernen, allein einschlafen zu können, werden getrennte Schlafzimmer empfohlen. Auch für mein Problem scheint das eine mögliche Lösung zu sein, immerhin verlagere ich den Raum, in dem „noch etwas passiert“ auf außerhalb meines Schlafzimmers. Tür zu und gut. Tatsächlich gibt es noch weitere Argumente, die für getrenntes Schlafen sprechen: Getrennte Schlafzimmer oder das Übernachten bei Freunden sind mögliche Lösungen für das Problem, nicht einschlafen zu können. Damit das allein Einschlafen in Zukunft besser klappt, hat
Schlaf-Coach Christine Lenz noch ein paar wertvolle Tipps für dich: Einfach hinlegen und Augen zu klappt bei dir nicht? Um eine entspannte Einstellung zum Schlaf zu erlangen, hilft es, beruhigende Rituale zu
etablieren. Du kannst beispielsweise Musik oder Einschlafgeschichten hören oder Meditieren. Auch eine Wärmflasche im Bett oder entspannende Düfte helfen beim Einschlafen. E-Mails checken, Action-Serien oder True Crime-Podcasts sollten dagegen kein Teil deiner Abendroutine sein. Ein häufiger Grund, warum Menschen nicht einschlafen können, ist, dass sie zu viel oder zu wenig getrunken haben. Nachts entgiftet der Körper und die Nieren sind aktiv. Versuche vor dem Schlafen immer ähnlich wenige Mengen Wasser zu dir zu nehmen, damit dein Körper nicht zu viel arbeiten muss (und du nicht ständig auf Toilette). Auch schwere Mahlzeiten sollten mittags statt abends eingenommen
werden.Ohne Partner nicht einschlafen können: Daran liegt es
Problem 1: Prinzipiell allein nicht einschlafen können
Problem 2: Nicht einschlafen können, wenn der andere noch nach Hause kommt
Getrennte Schlafzimmer als Allheil-Lösung?
Expertin gibt Tipps für alle, die nicht einschlafen können
1. Routine zur Nachtruhe etablieren
2. Achte auf dein Trinkverhalten
3. Digital Detox
Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen sollten Instagram, TikTok und Arbeitsmails tabu sein. Es ist nicht nur das unnatürliche Licht des Displays, das deine innere Uhr durcheinanderbringt. Digital Detox hilft auch gegen nächtliches Grübeln und entspannt deinen Geist. Lies lieber ein Buch, da fallen die Augen meist von allein recht schnell zu.
Nicht einschlafen können: So klappt es
Ob allein oder neben der/dem Partner:in – Schlafstörungen sind fürchterlich anstrengend und frustrierend. Versuche über kleine Rituale ein positives Gefühl zum Schlafengehen herzustellen und verbanne alles, was dich stresst, aus deinem Schlafzimmer. Auch wenn es der/die eigene Partner:in ist. Ein Paar, das in getrennten Betten schläft, entspricht vielleicht nicht allen romantischen Vorstellungen von Beziehung. Dafür sind beide ausgeschlafen, können heimkommen, wann sie wollen und haben sich auch nach vielen Jahren des Zusammenlebens noch lieb.
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