Gomez vfb stuttgart stimmung gefällt mir nicht

"Stimmung gefällt mir nicht" Gomez schimpft, der verzweifelte VfB hofft

24.05.2019, 10:18 Uhr

Der VfB Stuttgart steht nach dem Hinspiel der Bundesliga-Relegation gegen Union Berlin am Abgrund. Dass der Erstligist dem Engagement des Außenseiters nur wenig entgegenzusetzen hat, ärgert das Publikum - dies wiederum passt einem Ex-Nationalspieler überhaupt nicht.

"Die Berliner feiern, als wären sie schon aufgestiegen", stellte Mario Gómez am späten Donnerstagabend fest, und hatte damit auffallend Recht. Der Stürmer des VfB Stuttgart hatte viel dafür getan, dass die Gäste aus der Hauptstadt mit einigermaßen langen Gesichtern die Heimreise vom Relegationshinspiel hätten antreten sollen: Der 33-Jährige hatte den Bundesligisten in der 51. Minute zum zweiten Mal in Führung geschossen, dass am Ende für den Favoriten nur ein 2:2 (1:1) heraus sprang, muss man den Stuttgartern vorwerfen, die dem Engagement des Zweitligisten zu lange nur wenig entgegensetzen konnten. Schon während des Spiels ernteten die Gastgeber dafür reichlich Missfallen vom eigenen Publikum - und Gomez ätzte nach dem kurzen, von Pfiffen und Schmähungen begleiteten Gang in die Fankurve zurück.

"Diese ganze Stimmung jetzt gefällt mir nicht", sagte der ehemalige Nationalstürmer bei Sky. Es mangele ja nicht am Verständnis für den Unmut der Zuschauer, schließlich habe der VfB "die ganze Saison nichts geboten". Aber "wenn man an sich glaubt", so Gómez weiter, "und wenn man weiß, dass man in Berlin gewinnen kann, geht man erhobenen Hauptes raus. Wir dürfen die Köpfe nicht hängen lassen." Nach einer desolaten Runde mit nur einem Auswärtssieg und einem Hinspiel, das mehr Hypothek als Hoffnung brachte, dürfte vielen Fans aber die Phantasie dafür fehlen, wie ein Sieg (oder ein Unentschieden mit mindestens drei eigenen Treffern) bei den heim- und defensivstarken Berlinern gelingen soll. "Jeder hat für den anderen gekämpft", sagte Unions Mittelfeldspieler Grischa Prömel dagegen und deutete unausgesprochen an: Fußball kann manchmal so einfach sein. Der Außenseiter schaffte es nicht nur, den Favoriten mit Einsatz zu verunsichern, sondern auch tatsächlich Zählbares zu erspielen. "Mehr Mut, mehr Aggressivität. Wir müssen agiler sein, sonst haben wir keine Chance", wünschte sich VfB-Trainer Nico Willig, um trotzig zu ergänzen: "Noch haben wir alles in der Hand."

"Kein Spaziergang" für den gefallenen Boxer

Willig, der den mit großen Ambitionen in die Runde gestarteten Bundesligisten in den letzten vier Spielen zwar spielerisch konsolidiert und mit zwei Siegen und einem Remis vermeintlich wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt hatte, gab vor dem Rückspiel am Montag in der "Alten Försterei" (ab 20.30 Uhr im Liveticker auf n-tv.de) schon Durchhalteparolen aus: "Es ist erst Halbzeit", sagte der Coach, der unabhängig vom Ausgang seiner Rettungsmission zur kommenden Saison durch Holstein Kiels Tim Walter ersetzt wird, und "der Boxer hat jetzt eine Runde verloren, eine abgekriegt. Er muss sich jetzt wieder etwas schütteln und am Montag geht es wieder auf die Platte."

Wer gehofft hatte, dass der VfB sein vorhandenes Potenzial unter dem größtmöglichen Druck schon im Hinspiel auf besagte Platte kriegen würde, wurde bitter enttäuscht. Statt Sicherheit durch die zweimalige Führung regierte Verunsicherung. Von der Stabilität und dem Selbstvertrauen, das der erfolgreiche Bundesligaendspurt gebracht hatte, war nichts zu sehen. Kapitän Christian Gentner, der zweite Routinier neben Gómez, der für den VfB getroffen hatte, versuchte dennoch, eine Idee von Zuversicht zu vermitteln: "Es ist kein Spaziergang, kein Traum-Ergebnis. Wir sind heute noch nicht abgestiegen. Wir haben am Montag noch die Möglichkeit, den Klassenerhalt zu schaffen." Ja, es blieb wie so vieles an diesem Abend aus Stuttgarter Sicht beim Versuch.

Die Hoffnung, in der Relegation eine schlimme Saison noch reparieren zu können, schwindet beim VfB. "Wir wollten den ersten Schritt zum Gewinnen dieser Relegation machen", gestand Willig auf der Pressekonferenz und sein Stürmer stimmte ein: "Wir haben uns natürlich mehr vorgestellt, aber abgerechnet wird zum Schluss", sagte Gómez, appellierte aber gleichzeitig noch an die Mehrzahl der Zuschauer, die das Team doch unterstützt hätten - "und ich hoffe, dass wir diese Fans auch in Berlin haben werden". Wäre die Trickkiste der Schwaben genauso prall gefüllt wie der Phrasenbaukasten, könnte man die Reise nach Berlin optimistischer antreten.

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