Die Grille und die Ameise
Die Grille musizierte
Die ganze Sommerzeit –
Und kam in Not und Leid,
Als nun der Nord regierte.
Sie hatte nicht ein St�ckchen
Von W�rmchen oder M�ckchen,
Und Hunger klagend ging sie hin
Zur Ameis, ihrer Nachbarin,
Und bat sie voller Sorgen,
Ihr etwas Korn zu borgen.
�Mir bangt um meine Existenz,�
So sprach sie; �kommt der neue Lenz,
Dann zahl ich alles dir zur�ck
Und f�ge noch ein gutes St�ck
Als Zinsen bei.� Die Ameis leiht
Nicht gern; sie liebt die Sparsamkeit.
Sie sagte zu der Borgerin:
�Wie brachtest du den Sommer hin?�
�Ich habe Tag und Nacht
Mit Singen mich erg�tzt.�
�Du hast Musik gemacht?
Wie h�bsch! So tanze jetzt!�
Die Ameise und die Heuschrecke. Illustration von Milo Winter (1919)
Die Ameise und die Heuschrecke ist eine Tierfabel des altgriechischen Fabeldichters Äsop.
Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine Heuschrecke[1] hatte sich den ganzen Sommer über auf dem Feld amüsiert, während die fleißige Ameise für den Winter Getreide gesammelt hatte. Als nun der Winter kam, wurde die Heuschrecke so vom Hunger geplagt, dass sie betteln gehen musste. Als sie bei der Ameise um Almosen bat, sagte ihr diese:
„Hast du im Sommer singen und pfeifen können, so kannst du jetzt im Winter tanzen und Hunger leiden, denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus.“Bearbeitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Den gleichen Inhalt hat die Fabel „Die Grille und die Ameise“ (französisch La Cigale et la Fourmi) des französischen Fabeldichters Jean de La Fontaine:
»So!« sagt die Omeis hinwiderum; »so bist du gar ein saubrer Gesell! Hast du im Sommer können singen und pfeifen, so tu anjetzo im Winter tanzen und leide darneben gleichwohl Hunger; denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus.« (Übertragung von Abraham a Sancta Clara, um 1700)[2]Diese Fabel wurde 1934 als Vorlage für den Zeichentrick-Kurzfilm Die Heuschrecke und die Ameisen (englisch The Grasshopper and the Ants) von Walt Disney verwendet.
Auch dem russischen Fabeldichter Iwan Krylow diente sie als Vorlage für seine Fabel „Die Libelle und die Ameise“ (russisch Стрекоза и Муравей Strekosa i Murawei), nur dass es hier eine Libelle ist, die abgewiesen wird und am Ende sterben muss. Diese Version wurde 1913 in Russland als Zeichentrickfilm verfilmt.
In Roland Schimmelpfennigs Theaterstück „Der Goldene Drache“ (2009) wird die Fabel von „Grille und Ameise“ in einer Erzählebene eines zeitkritischen Migrantendramas verwendet.
Auch die Geschichte „Die Grille und der Maulwurf“ von Janosch basiert inhaltlich auf der Fabel. Sie wurde im Rahmen der Serie Janoschs Traumstunde verfilmt.
In der Kindergeschichte Frederick von Leo Lionni wird eine abgewandelte Version erzählt, die die materialistische Sicht der Fabel in Frage stellt. Dort hilft eine Maus, obwohl sie keine materiellen Güter beisteuert, ihren Artgenossen durch den Winter, indem sie sie mit Geschichten und Liedern „wärmt“, die sie im Sommer anstelle von anderen Vorräten gesammelt hat.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Die „Heuschrecke“ in der englischen und deutschen Übertragung ist im Äsopschen Original, sowie in der lateinischen und den romanischen Übersetzungen, eine Zikade aus dem Mittelmeerraum.
- ↑ Abraham a Sancta Clara: Heuschrecke und Ameise im Projekt Gutenberg-DE