Bedeutung von zahlen in märchen

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Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, , Veranstaltung: 2.Semester, Lehramt Grundschule, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung Märchen spielen auch in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle und gehören durch ihre allgemeine Bezugsebene längst zu unserem kollektiven Bewusstsein, da jeder sie von Kindheitstagen an kennt. Aber wieso verliert die Gattung Märchen nicht an Aktualität? Die Inhalte von Märchen sind ohne Zweifel wunderbar und fantastisch, aber sie sind ebenso auf die Wirklichkeit bezogen. Die Volksmärchen liegen dem „einfachsten Leben“ des Menschen nahe, wie die Brüder Grimm es in ihrer Vorrede von 1812 ausgedrückt haben. Dass die Wunder im Märchen so selbstverständlich erscheinen, hängt damit zusammen, dass Menschen, vor allem Kinder, sich mit den Figuren identifizieren können. Der Grund dessen liegt zum einen darin, dass Kinder phantastisches und reales noch nicht klar trennen, aber zum anderen darin, dass Märchen, trotz ihrer fantastischen und unglaublichen Seite, aus ganz alltäglichen Situationen und Problemen bestehen. Zahlen spielen bei dieser Identifikation mit dem alltäglichen Leben eine ausschlaggebende Rolle. Sie bilden unter anderem einen Pol der rhythmisch und gleichmäßig durch die Erzählung leitet und einen roten Faden bildet. Durch eine wiederkehrende Zahlensymbolik und Wiederholungen an sich bekommt das Märchen seinen typischen Charakter und erfährt einen Wiedererkennungswert. Märchen haben gerade in der heutigen Gesellschaft mit veränderten Familienstrukturen, wachsendem Umgang mit elektronischen Medien und einer reizstarken Umwelt einen hohen Stellenwert und geben Kindern Struktur und Zuverlässigkeit. Im Rahmen dieser Arbeit soll herausgestellt werden, wie Zahlen in Märchen auftreten und welchen Symbolcharakter sie besitzen. Nach einer Einführung in die Ursprünge des Märchens wird die Bildsprache in Märchen betrachtet, um dann die Zahlensymbolik anschließend genauer zu analysieren. Dazu wird zunächst kurz die Geschichte der Zahl angerissen und dann deren Bedeutung herausgearbeitet. Dies wird an der Zahl Zwei verdeutlicht. Der Schwerpunkt der Arbeit wird auf einer Analyse der Zahlensymbolik in den Märchen „Aschenputtel“ und „Schneewittchen“ liegen. Hierbei wird im speziellen auf die Zahlen drei und sieben, aber auch auf die Zahl zwei eingegangen.

Neben den Zahlen Drei und Sieben ist die Zwölf eine »besondere Zahl« im Märchen. Als Produkt aus der Drei (Symbol für das Göttliche) und der Vier (Symbol für Ordnung und das Rationale) steht sie für Vollkommenheit. Eine ähnliche Rolle spielt manchmal die Sieben, die Summe aus der Drei und der Vier. Im Märchen kommt die Handlung dadurch in Gang, das jemand oder etwas Dreizehntes hinzukommt. Damit ist die durch die Zahl Zwölf symbolisierte Vollkommenheit, die Harmonie oder das Gleichgewicht gestört. Aus der Vollkommenheit der Zwölf ergibt sich der Fluch, der auf der Dreizehn lastet.

Die zwölf Brüder. Illustration Henry J. Ford (Andrew Lang, The Green Fairy Book, 1892)

Bei Dornröschen ist das Problem vordergründig die dreizehnte Fee, für die kein goldenes Essgeschirr vorhanden ist. Das eigentliche Problem ist natürlich das »schwierige Alter« von Dornröschen. In der Zeit der Pubertät gerät die alte Ordnung aus dem Lot, doch eine neue ist noch nicht hergestellt.

Das Mädchen Rapunzel wird, nachdem es schon viele Jahre bei der Hexe gelebt hat, von dieser im Alter von zwölf Jahren in den Turm gesperrt. Denn die Hexe ahnt wohl, dass sich nun die gewohnte Ordnung mit ihrem Zögling nicht mehr ohne Zwang aufrecht erhalten lässt, was sich ja dann auch — trotz Zwang — bewahrheitet.

Das Mädchen Marienkind, das bei der Jungfrau Maria im Himmel wohnt, wird im kritischen Alter einer Prüfung unterzogen, die sie nicht besteht. Sie darf in Marias Abwesenheit zwölf Türen im Himmelsschloss öffnen, unter keinen Umständen aber die dreizehnte, die verbotene Tür.

Im Märchen Die zertanzten Schuhe tanzen zwölf Prinzessinnen Nacht für Nacht mit zwölf verwunschenen Prinzen in einem geheimnisvollen, unterirdischen Schloss. Doch kurz bevor es zur vollkommenen, zwölffachen Erlösung kommt, lüftet ein ehemaliger Soldat das Geheimnis der zertanzten Schuhe und zerstört damit den Zauber.

Das Märchen von den Zwölf Jägern handelt von einer Königstochter, die von ihrem Bräutigam vergessen wurde und die zusammen mit elf ihr aufs Haar gleichenden Jungfrauen als Jäger verkleidet in dessen Dienst tritt, bis dieser sie endlich wiedererkennt.

In Das Meerhäschen hat die Königstochter dank ihrer zwölf Fenster alles unter Kontrolle. Sie soll nach dem Willen ihres Vaters heiraten, wozu sie innerlich jedoch nicht bereit ist. Denn ihr bisheriges Leben erscheint ihr durchaus als vollkommen.

Im Märchen vom Gevatter Tod lässt sich ein armer Mann mit dem Tod ein, als er ein dreizehntes Kind bekommt. Ein Fluch lastet auch auf der Königstochter, die bereits Zwölf Brüder hat. Denn ihre Geburt ist nach dem Willen des Vaters das Todesurteil für die Jungen. Dieses Märchen existiert in mehreren Varianten und mit anderen Zahlen. Besonders ähnlich ist das Märchen Die sieben Raben, wobei die symbolische Verwandtschaft zwischen Zwölf und Sieben besonders deutlich wird.

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